Beginn der Konklave
Kardinal Ratzinger wird Papst: Benedikt XVI
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Artikel 8. April 2005: Beisetzung des Papstes am Petersplatz
Artikel ab 9. April 2005, nach der Beisetzung des Papstes
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Tag 1: 18. April 2005
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Montag, 18. April 2005
Die Kardinäle in Rom haben sich am Montagabend noch nicht auf einen neuen Papst
einigen können. Zum Zeichen, dass ein erster Wahlgang nicht die notwendige
Zweidrittelmehrheit gebracht hatte, stieg schwarzer Rauch aus dem Schornstein
der Sixtinischen Kapelle. Die nächsten Abstimmungen sind für Dienstag geplant.
Das genaue Ergebnis des ersten Wahlganges wurde aus der streng abgeschirmten
Wahlversammlung nicht bekannt.
Zuvor hatte es immer wieder geheißen, der deutsche Kardinal Ratzinger sei einer
der Favoriten. Dem streng konservativen Kirchenmann wurde aber nicht die
notwendige Mehrheit der 115 Kardinäle schon im ersten Wahlgang zugetraut.
Am Nachmittag waren in einer feierlichen Prozession die Purpurträger aus 52
Ländern vom Apostolischen Palast in die Sixtinische Kapelle mit den prächtigen
Fresken des italienischen Renaissance-Genies Michelangelo eingezogen. Noch nie
waren so viele Kardinäle zu einem Konklave versammelt. Die Kirchenmänner müssen
während der Wahl alle Kontakte zur Außenwelt einstellen. In der Kapelle haben
Handys keinen Empfang.
Fernsehkameras aus aller Welt und die Augen von vielen tausend Gläubigen in Rom
richten sich nun auf den Schornstein der Kapelle. Weißer Rauch signalisiert die
Wahl eines neuen Pontifex.
Ein erster Wahlgang wurde noch am Abend erwartet. Wenn erwartungsgemäß niemand
schon bei der ersten Abstimmung die nötige Mehrheit bekommt, gibt es an den
folgenden Tagen jeweils vier Abstimmungen. Vatikanisten in Rom gehen davon aus,
dass das Konklave nur wenige Tage dauert. Zunächst ist eine
Zwei-Drittel-Mehrheit von 77 Stimmen notwendig. Wird diese verfehlt, steigt
schwarzer Rauch auf. Die Stimmzettel sollen jeweils um 12.00 Uhr und um 19.00
Uhr verbrannt werden.
Nach erfolgreicher Wahl tritt der 265. Papst auf die Loggia des Petersdoms und
spricht den Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis). Dazu werden auf
dem Petersplatz zehntausende Menschen erwartet.
Mit einer prunkvollen Messe hatte am Vormittag um 10 Uhr das Zeremoniell zur
Wahl des neuen Papstes begonnen. Vor Kardinälen und Würdenträgern aus aller Welt
erbat Ratzinger (78) die Hilfe Gottes bei der Entscheidung über den nächsten
Pontifex. "Nach dem großen Geschenk von Papst Johannes Paul II. gebe er uns
erneut einen Hirten, der uns führt", sagte er bei der Feier der Messe "pro
eligendo papa" (zur Papstwahl) unmittelbar vor Beginn des Konklaves.
Ratzingers Schlüsselrolle im Konklave wurde durch seinen Auftritt als
Kardinaldekan bei der Messe im Petersdom erneut unterstrichen. Hinweise auf den
Stand der Diskussion im Kardinalskollegium gab Ratzinger aber nicht. Der
Geistliche aus Bayern wirkte streckenweise erschöpft. Nachdrücklich kritisierte
er, dass ein klarer religiöser Glaube heute oftmals als "Fundamentalismus"
bezeichnet werde.
Das Denken der Menschen in den vergangenen Jahrzehnten sei von verschiedensten
Richtungen bestimmt gewesen, "vom Marxismus über den Liberalismus bis hin zum
Libertinismus (Freigeisterei)". Ratzinger kritisierte einen "radikalen
Individualismus" ebenso wie eine "Diktatur des Relativismus, die nichts als
endgültig anerkennt und als das letzte Maß aller Dinge nur das eigene Ich und
dessen Gelüste versteht". Nach der Predigt brandete Beifall auf. Die Messe war
auch für Römer und Touristen zugänglich.
Mit der ersten Papstwahl des Jahrhunderts stellt die katholische Kirche die
Weichen für die Zukunft. Nach dem gut 26-jährigen Pontifikat von Johannes Paul
II. geht es auch darum, ob ein Europäer oder ein Lateinamerikaner an die Spitze
gelangt. Mit Spannung wird erwartet, ob die Wahl auf einen Reformer, einen
Bewahrer oder einen Mann der Mitte fällt. Es gibt mehrere Kandidaten mit
gemäßigten Positionen.
Gute Chancen haben nach Ansicht von Vatikanisten die Italiener. Zwar ist den
Berichten zufolge auch die große Gruppe der 20 wahlberechtigten italienischen
Kardinäle in sich gespalten. Dennoch gibt es unter ihnen "heiße Favoriten" wie
Dionigi Tettamanzi (71), Angelo Scola (63), Tarcisio Bertone (70) und Severino
Poletto (72). Auch der mächtige ehemalige Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano
(77) wird genannt.
Daneben werden vor allem Lateinamerikanern Chancen eingeräumt, so dem Mexikaner
Norberto Rivera Carrera (62), dem Brasilianer Claudio Hummes (70), Oscar
Rodriguez Maradiaga (62) aus Honduras und Dario Castrillon Hoyos (75) aus
Kolumbien. Weiterhin gelten der Afrikaner Francis Arinze (72) und der Inder Ivan
Dias (69) als "papabile" (zum Papst wählbar). Häufig fällt auch der Name des
Österreichers Christoph Schönborn (60) -er wird neben dem deutschen
Kurienkardinal Walter Kasper (72) allerdings eher als "Geheimtipp" gehandelt.
Johannes Paul II. ist am 2. April gestorben.
Tag 2: 19. April 2005
Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger ist zum neuen Papst gewählt worden. Der
78-Jährige gab sich den Namen Benedikt XVI. Er ist nach 480 Jahren der erste
deutsche Pontifex. Kurz nach der Wahl am Dienstagabend wurde das neue
Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz in Rom von mehr als 100.000 Menschen
stürmisch gefeiert.
"Liebe Schwestern und Brüder, nach dem großartigen Papst Johannes Paul II. haben
mich die Herren Kardinäle als einfachen Arbeiter im Weinberg des Herrn zum
Diener der Kirche gewählt", sagte Ratzinger auf dem Balkon des Petersdoms. Er
bat die Gläubigen um ihr Gebet und äußerte die Zuversicht, dass ihm Maria zur
Seite stehen werde. Danach spendete er den päpstlichen Segen Urbi et Orbi (der
Stadt und dem Erdkreis).
Die im Konklave versammelten 115 Kardinäle hatten sich für den Deutschen, der im
bayerischen Marktl am Inn geboren wurde, vermutlich im vierten Wahlgang
entschieden. Notwendig war eine Zweidrittelmehrheit, also mindestens 77 Stimmen.
Die Entscheidung fiel nur 26 Stunden, nachdem die Papstwähler in die Sixtinische
Kapelle eingezogen waren.
Um 17.50 Uhr stieg weißer Rauch aus dem Schornstein der Kapelle auf -die
Entscheidung war gefallen. Zunächst schien unklar, ob es möglicherweise doch nur
schwarzer Rauch gewesen sein könnte. Als Minuten später die Kirchenglocken Roms
läuteten, blieb kein Zweifel mehr. Tausende Menschen strömten im Laufschritt zum
Petersplatz, in den Straßen ertönte ein Hupkonzert. Der Verkehr brach
streckenweise zusammen.
Ratzinger hatte bis zuletzt als ein Favorit gegolten. Er ist der 265. Papst in
der Kirchengeschichte und der achte Deutsche auf dem Stuhle Petri. Der Papst ist
das Oberhaupt von weltweit über einer Milliarde Katholiken.
Experten in Rom hatten nach drei ergebnislosen Wahlgängen schon über eine
Spaltung der 115 Purpurträger in zwei Lager spekuliert. Ratzinger gilt wegen
seiner theologischen Ansichten als konservativ, der die Linie von Johannes Paul
II. fortsetzen dürfte. In der Messe vor der Eröffnung des Konklaves hatte er
einer Anpassung des Glaubens an den Zeitgeist eine deutliche Absage erteilt und
die "Diktatur des Relativismus" verurteilt.
Warnung vor Polarisierung
Die Wahl von Joseph Ratzinger zum neuen Papst stärkt aus Sicht des Tübinger
Religionspädagogen Albert Biesinger den konservativen Flügel in der katholischen
Kirche in Deutschland. "Man muss aufpassen, dass es jetzt nicht zu
Polarisierungen kommt", sagte Prof. Biesinger.
Die Entscheidung für Ratzinger sei eine Entscheidung gegen größere Reformen
innerhalb der Kirche und für einen "Übergangspapst". In jüngster Zeit habe sich
Ratzinger allerdings durchaus offen für vorsichtige kleine Reformschritte
gezeigt. Die Frage sei nun, ob Ratzinger "sich freischwimmt zu eigenen Ideen".
Tuesday, April 19, 2005 Posted: 1:34 PM EDT (1734 GMT)
VATICAN CITY (CNN) -- Cardinal Joseph Ratzinger of Germany has been selected by the Roman Catholic church as the new pope.
Cardinal Jorge Arturo Medina Estevez of Chile made the announcement to a cheering crowd in St. Peter's Square.
Ratzinger, who took the name Benedict XVI, appeared on the balcony of the Vatican Basilica to greet the people and deliver his first papal blessing.
"Dear brothers and sisters, the great pope, John Paul II, the cardinals have elected me to work in the vineyard of the Lord," according to a translation of remarks he made in Italian. "I am consoled by the fact that I entrust myself to your prayers."
Once the archbishop of Munich, Germany, and for many years prefect of the Sacred Congregation for the Doctrine of Faith, Ratzinger, 78, was one of the most powerful men in the Vatican and is widely acknowledged as a leading theologian.
Ratzinger served for 20 years as John Paul II's chief theological adviser.
As a young priest he was on the progressive side of theological debates but shifted to the right after the student revolutions of 1968.
In the Vatican, he has been the driving force behind crackdowns on liberation theology, religious pluralism, challenges to traditional moral teachings on issues such as homosexuality, and dissent on such issues as women's ordination.
The dean of the College of Cardinals since November 2002, he was elevated to cardinal by Pope Paul VI in June 1977.
Earlier, white smoke rose from a Sistine Chapel chimney and bells rang Tuesday, signaling the selection of a new pope.
The crowd clapped and waved flags as the smoke began to billow over Vatican City about 5:50 p.m. (11:50 a.m. ET).
Suspense built as the throng waited for the symbolic ringing of bells, at which point the crowd broke into a roar of jubilation.
The conclave of 115 cardinals had voted three times previously -- once Monday night and twice Tuesday morning -- before selecting the new pope.
The cardinals' morning ballots were burned at about 11:50 a.m. (5:50 a.m. EDT).
Chemicals are added to the ballots to turn the smoke white or black.
Pope John Paul II, who died April 2 at age 84, had decreed that white smoke be accompanied by the ringing of bells, to avoid a repeat of the confusion after his election in 1978.
Ratzinger needed two-thirds of the votes to be selected.
There has been a great deal of speculation about who may be chosen to succeed John Paul II, who died April 2 at the age of 84, but cardinals have been mum.
Some taking part in the conclave said they are looking for a leader who presents a hopeful vision, who can "generate some dynamism and some optimism within Catholicism," CNN Vatican analyst John Allen said.
The first clues to the process of finding a successor were sought during the homily or sermon delivered by Ratzinger at Monday's public Mass.
"Having a clear faith, based on the creed of the church, is often labeled today as a fundamentalism," Ratzinger said.
Allen said Ratzinger delivered a "very blunt" message for the church to "stay true to itself."
John Paul was widely credited with extending the reach of the papacy. He spoke more than a dozen languages and set an unprecedented pattern of pastoral travel, drawing huge crowds all over the world.
He was also strictly traditional on issues of sexuality and the role of women in the church, which won him support among some Catholics but alienated others. Similar disagreement exists over the next pontiff's stances on issues such as birth control, stem cell research and the ordination of female priests.
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BENEDIKT XVI.
19. April 2005
Annuntio vobis gaudium
magnum;
habemus Papam:
Eminentissimum ac
Reverendissimum Dominum,
Dominum Josephum
Sanctae Romanae Ecclesiae Cardinalem Ratzinger
qui sibi nomen imposuit Benedictum XVI
Segen Urbi et Orbi
Liebe Schwestern und Brüder!
Nach einem großen Papst, Johannes Paul II., haben die Herrn Kardinäle mich gewählt, einen einfachen, unwürdigen Arbeiter im Weinberg des Herrn.
Mich tröstet die Tatsache, dass der Herr auch mit unzureichenden Instrumenten zu arbeiten und zu handeln versteht, und vor allem vertraue ich mich euren Gebeten an.
In der Freude des auferstandenen Herrn schreiten wir im Vertrauen auf seine beständige Hilfe voran. Der Herr möge uns helfen. Maria, seine heiligste Mutter, begleitet uns. Danke.
Quelle: Vatican