Papst Johannes Paul II ist tot. 2. April 2005

Deutscher Papst Benedikt XVI

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BildergalerieI  - ab 3. April 2005

BildergalerieII - ab 6. April 2005

Bildergalerie III - 8. April 2005: Beisetzung Johannes Pauls II am Petersplatz

Artikel ab 3. April 2005

Artikel ab 7. April 2005

Artikel 8. April 2005: Beisetzung des Papstes am Petersplatz

Artikel ab 9. April 2005, nach der Beisetzung des Papstes

Ab 18. April 2005 Konklave: Berichte über Konklave

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Artikel ab 5. April 2005

Dienstag, 5. April 2005

Millionen strömen nach Rom
Noch kein Konklave-Termin


Kilometerlange Menschenschlangen in Rom: Begleitet von scharfen Sicherheitsvorkehrungen erweisen Hunderttausende Gläubige Papst Johannes Paul II. die letzte Ehre. Bis Dienstagnachmittag zogen bereits 340.000 Menschen an dem Katafalk vorbei, auf dem der tote Pontifex im Petersdom aufgebahrt ist. Die Gläubigen mussten viele Stunden warten, um zu dem Leichnam zu gelangen.
 
Der Petersdom soll in den kommenden Tagen fast rund um die Uhr geöffnet bleiben. Nur in der Nacht wird die Kirche jeweils für wenige Stunden geschlossen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen werden etwa 300 Pilger pro Minute und 20.000 pro Stunde in die Basilika eingelassen.
 
Am Freitag wird das Olympia-Stadion seine Tore den Pilgern öffnen, die die Beisetzung des Papstes auf Großbildschirmen verfolgen wollen. Rund 100.000 Gläubige werden in der Arena erwartet. Sollte der Pilgerandrang in den kommenden Stunden weiterhin zunehmen, könnte das Stadion zudem in ein Zeltlager umgewandelt werden. Bis zu vier Millionen Pilger werden zur Trauerzeremonie erwartet.
 
Ratzinger hält die Totenmesse
 
Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger wird auf dem Petersplatz die Totenmesse zelebrieren. Dazu werden 200 Staats- und Regierungsoberhäupter aus der ganzen Welt erwartet. An der Trauerzeremonie nehmen neben US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder teil.
 
Die italienischen Behörden setzen 15.000 Sicherheitskräfte ein, der Luftraum über Rom wird teilweise gesperrt. Bei der Messe wird auch der Sarg des Papstes auf dem Petersplatz zu sehen sein. Danach wird Johannes Paul II. in der Krypta unter dem Petersdom beigesetzt - wenige Meter vom Grab des Apostels Petrus entfernt.
 
Immer noch kein Konklave-Termin
 
Die Kardinäle legten auch am Dienstag noch keinen Termin für die Wahl eines Nachfolgers (Konklave) fest. Das sagte Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls im Anschluss an die zweite Sitzung der Kardinalskongregation nach dem Tod von Johannes Paul.
 
Das Konklave kann frühestens 15 Tage nach dem Papsttod, also am 17. April, zusammentreten. Es muss aber spätestens 20 Tage nach dem Tod beginnen. Dabei sollten alle 117 wahlberechtigten Kardinäle aus der ganzen Welt anwesend sein. Als Neuerung gegenüber früheren Konklaven dürften sich die Kardinäle diesmal innerhalb des gesamten Vatikans bewegen, sagte ein Kurienmitglied. Johannes Paul II. habe diese Neuerung 1996 selbst festgelegt. Auch diesmal werde es wieder das alte Ritual mit weißem Rauch als Zeichen der Papstwahl geben.
 
EU flaggt halbmast
 
Die Europäische Kommission wird die Flaggen am Tag der Beerdigung des Papstes auf Halbmast setzen, entschied Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Eine festgeschriebene Regelung dafür gebe es nicht, erklärte eine Kommissionssprecherin. Die Mehrzahl der Mitgliedstaaten verfahre aber ähnlich.
 
Der UN-Sicherheitsrat hatte Papst Johannes Paul II. am Montagabend mit einer Schweigeminute geehrt. Zugleich bekundeten die Botschafter der 15 derzeitigen Mitgliedsländer des höchsten politischen Entscheidungsgremiums der UN den Katholiken in aller Welt ihr Beileid. UN-Generalsekretär Annan würdigte Johannes Paul II. als einen "unermüdlichen Anwalt des Friedens". Er sei "ein wahrer Pionier des Dialogs zwischen den verschiedenen Religionen" gewesen.
 
In Polen wurden zur nationalen Trauermesse für Johannes Paul II. am Dienstag in Warschau mehr als 200.000 Menschen aus dem ganzen Land erwartet. An der Feier, die Kardinal Jozef Glemp zelebrieren sollte, wollten auch die Spitzen von Staat und Regierung teilnehmen.
 
Zentrale Trauerfeier in Berlin
 
Zur zentralen Trauermesse in Deutschland werden am Mittwoch Bundeskanzler Schröder (SPD) und sein Kabinett erwartet. An dem Pontifikalrequiem in der rund 1.000 Plätze zählenden Johannes-Basilika neben der Apostolischen Nuntiatur nehmen zudem Vertreter des Parlaments, der Länder und des diplomatischen Korps teil. Zelebriert wird der Trauergottesdienst gemeinsam vom Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland, dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Erwin Josef Ender, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und dem Berliner Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky.
 
Kritik von Drewermann
 
Der Kirchenkritiker Eugen Drewermann beanstandete unterdessen Art und Umfang der Beisetzungsfeierlichkeiten. "Was an diesen Tagen passiert, erinnert an die Trauerfeierlichkeiten eines Ayatollah Khomeini", sagte Drewermann im Fernsehsender n-tv. Der gestorbene Papst sei mit dem gleichen Absolutheits- und Unfehlbarkeitsanspruch wie der islamische Religionsführer aufgetreten. Dabei benötige die katholische Kirche die Freiheit, unterschiedliche Meinungen gelten zu lassen. Dieser Weg sei mit Johannes Paul II. nicht möglich gewesen.
 

Dienstag, 5. April 2005

"Geistiger Bruder"
Attentäter will zum Begräbnis


Der Papst-Attentäter Mehmet Ali Agca will am Begräbnis des Papstes teilnehmen. "Ich habe meinen geistlichen Bruder verloren. Ich teile die Trauer der Katholiken", erklärte Agca in einem Brief, den sein Anwalt veröffentlichte.
 
Agca sitzt derzeit in einem türkischen Gefängnis und hat nach Angaben seines Anwalts um kurzen Hafturlaub gebeten, um zur der Beisetzung von Johannes Paul II. nach Rom fahren zu können.
 
Am 13. Mai 1981 hatte Agca den Papst auf dem Petersplatz angeschossen und ihn dabei lebensgefährlich verletzt. Johannes Paul II. vergab dem Attentäter zwei Jahre später und hielt den Kontakt zu ihm und dessen Angehörigen.
 
Der Türke saß für das Attentat 19 Jahre lang in einem italienischen Gefängnis. Zurzeit sitzt Agca wegen Mordes in türkischer Haft; im Auftrag der rechtsradikalen "Grauen Wölfe" hatte er 1979 den Herausgeber einer Zeitung getötet. Vor 2010 kann er nicht mit seiner Entlassung rechnen.
 
Der Hintergrund für das Papst-Attentat ist noch immer unklar. Agca selbst gab an, er habe im Auftrag des bulgarischen Geheimdienstes gehandelt. Dafür habe er drei Millionen Deutsche Mark bekommen sollen. Die Bulgaren wiederum sollen vom russischen Geheimdienst KGB angewiesen worden sein, den Papst umbringen zu lassen. Als Motiv gilt die Unterstützung des Papstes für die polnische Freiheitsbewegung Solidarnosc.
 

Dienstag, 5. April 2005

Polnische Erde und Schuhe
Etwas Heimat für den Papst


Auch wenn er fern der Heimat begraben wird, bleibt ein Stückchen Polen für immer bei Papst Johannes Paul II. Ewa Filipiak, die Bürgermeisterin von Karol Wojtylas Geburtsort Wadowice, nahm am Dienstag ein Säckchen Heimaterde mit nach Rom, wo mehrere hundert Wadowicer persönlich Abschied von dem Mann nehmen wollen, den manche noch aus Schülertagen unter seinem Spitznamen "Lolek" kannten.
 
"Das ist ein schöner Brauch zum Abschied, und ich glaube, er würde sich darüber freuen", sagte Filipiak. "Wir haben Erde von verschiedenen Stellen genommen, die mit seinem Leben in Wadowice verbunden sind - vom Platz vor seinem Elternhaus, vom Friedhof, aber auch von dem Sportplatz, wo er als Junge Fußball spielte."
 
Stanislaw Zmija aus dem südpolnischen Stanislaw Dolny musste gleich doppelt schlucken, als er die ersten Bilder des aufgebahrten Papstes sah. Denn die braunen Lederslipper, die unter dem Pontifikalgewand hervorlugen, sind das letzte Geschenk Zmijas an den Papst. Zu Weihnachten hatte der Mann, den sie in Stanislaw Dolny seit 23 Jahren den "Schuster des Papstes" nennen, sie in den Vatikan geschickt.
 
1982 hatte ihn ein Priester gebeten, ein paar Schuhe für den Papst anzufertigen, sagte Zmija der polnischen Nachrichtenagentur PAP. Im kommunistischen Polen war gutes Material knapp, Zmija kannte nicht einmal die Schuhgröße des Papstes. "Zum Glück brachte mir jemand ein altes Paar Schuhe, die er als Kardinal Wojtyla getragen hat." Die Schuhe übergab er dem Papst persönlich, kurz darauf erhielt er Nachricht aus dem Vatikan, dass das neue Schuhwerk ausgezeichnet passte.
 
Zmija weiß nicht, wie viele Schuhe er seitdem in den Vatikan schickte. "Die Leute sagen immer, jemand flucht wie ein Schuster. Aber bei jedem Paar Schuhe für den Heiligen Vater habe ich gebetet." Das Leiden des Papstes, sein sich immer weiter verschlechternder Gesundheitszustand ging Zmija, der unter den Folgen eines Schlaganfalls leidet, nahe. Der Papst war für ihn ein Vorbild, Krankheit und Schwäche zu ertragen. Der Schuster ist sich sicher, dass der Nachfolger von Johannes Paul II. es nicht leicht haben wird, in dessen Fußstapfen zu treten. In Größe 44, mit hohem Spann und breiten Zehen.
 

Dienstag, 5. April 2005

Luftraum über Rom gesperrt
Ein Begräbnis ohne Beispiel


Als US-Präsident George W. Bush Ende Februar Deutschland besuchte, kam der Verkehr im Rhein-Main-Gebiet zum Erliegen. Zur Totenmesse des Papstes am Freitag in Rom reist Bush gleich mit drei ehemaligen US-Präsidenten an, hinzu kommen rund 200 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt, Königinnen und Könige, Nobelpreisträger und mehrere Millionen Pilger aus nah und fern. Die Sicherheitschefs in Rom geben unumwunden zu: "Das wird ein Begräbnis ohne Beispiel und ebenso außergewöhnlich werden die Sicherheitsvorkehrungen sein."
 
Eines will der Vatikan auf keinen Fall: Dass bewaffnete Eskorten in das Areal des Heiligen Stuhls einfallen. Auf dem Petersplatz sind Pistolen und sonstige Waffen verboten - nach diplomatischem Protokoll und von alters her. Das gilt auch für die Leibwächter von Bush und den anderen Mächtigen der Welt.
 
Dennoch wollen die Verantwortlichen in der Ewigen Stadt alle Kräfte aufbieten, um etwaige Anschlagspläne im Keim zu ersticken. So wird am Freitag der Luftraum über weiten Teilen Roms gesperrt. Militärjets sollen die Lage aus der Luft überwachen. Auf Dächern beziehen Scharfschützen Position. In verschiedenen Regionen Roms wurden Flugabwehrraketen in Stellung gebracht. Ob zu Wasser, am Boden oder in der Luft: Mindestens 15.000 Polizisten und Soldaten sollen im Einsatz sein.
 
Bush will nach italienischen Angaben in einer Kolonne aus gepanzerten Fahrzeugen in die Ewige Stadt einfahren. Ein High-Tech-"Spähfahrzeug" sei so ausgestattet, dass sogar Autobomben unschädlich gemacht werden könnten.
 
Viele Staatsmänner kommen den Berichten zufolge in der Nacht zum Freitag vermutlich auf dem römischen Flughafen Ciampino an, der für den zivilen Luftverkehr gesperrt wird, und übernachten in ihren jeweiligen Botschaften. Polizei-Eskorten begleiten die Delegationen auf gesicherten Routen zum Vatikaneingang für VIPs, wie es heißt. Antiterror-Einheiten kontrollieren die Strecken, verdächtige Menschen und Fahrzeuge. Am Tiber tauchen Froschmänner in die Fluten.
 
"Möge er in Frieden ruhen, der unermüdliche Krieger für die Freundschaft unter den Menschen, der Feind des Krieges und Freund der Armen", übermittelte Fidel Castro aus Kuba. Auch der in der Türkei inhaftierte Papst-Attentäter Ali Agca, der 1981 auf dem Petersplatz auf Johannes Paul feuerte und ihn lebensgefährlich verletzte, will zur Totenmesse kommen. In Briefen an verschiedene Ministerien forderte er eine Sondererlaubnis dafür. "Der Papst ist mein spiritueller Bruder", schreibt er.
 
Unterdessen schwillt der Strom der Pilger Richtung Petersdom unaufhörlich an. Allein aus der polnischen Heimat des Papstes werden eine Million Gläubige erwartet. "Wir können nur sagen, dass mehr kommen werden als wir uns vorstellen können", verlautete aus der polnischen Botschaft in Rom. Der Zivilschutz stellt sich auf insgesamt zwei bis vier Millionen Pilger ein, die zum Petersplatz kommen wollen. Aber nur maximal 500.000 passen auf den Platz und die Prachtstraße Via della Conciliazione, die darauf zuführt.
 
"Der Strom der Menschen reißt nicht ab, ein Phänomen, das zu kritischen Situationen führen könnte: Wir können nur versuchen, auf Sichtweite zu agieren", gibt Zivilschutzchef Guido Bertolaso zu.
 
(Jutta Lauterbach, dpa)
 

Dienstag, 5. April 2005

Polen im Lichtermeer
Nachtwachen für den Papst


In der Nacht haben in ganz Polen erneut Zehntausende Wachen für den gestorbenen Papst Johannes Paul II. gehalten.
 
Auf einer Grünanlage in Krakau, auf der der Papst im August 2002 eine Messe mit drei Millionen Menschen gefeiert hatte, versammelten sich mehrere zehntausend Menschen. Um 21.37 Uhr, zur Sterbestunde von Johannes Paul, hielten sie brennende Kerzen in die Höhe. Zur gleichen Stunde schalteten die Bewohner eines Krakauer Studentenwohnheims die Lichter ihrer Zimmer so ein, dass das 15-stöckige Gebäude ein riesiges Licht-Kreuz zeigte. Im ganzen Land stellten trauernde Polen brennende Kerzen in die Fenster. Im Wallfahrtsort Tschenstochau kamen mehr als 100.000 Gläubige zusammen, um für den toten Papst zu beten.
 
Viele Polen wollen nach Rom reisen, um sich dort von Johannes Paul II. zu verabschieden. Alle Flüge sind ausgebucht, die Fluggesellschaften wollen sich um zusätzliche Verbindungen bemühen.
 
Die Schulbehörden in Stettin (Szczecin) kündigten an, am Montag den Unterricht ganz dem Leben und Werk des Papstes zu widmen und zugleich den Kindern und Jugendlichen bei der Trauer um den Papst zu helfen. Kinos sagten ihre Vorstellungen ab, viele Theater sind geschlossen. Bis zur Beerdigung von Johannes Paul II. ist in Polen Staatstrauer. Am Dienstagnachmittag findet in Warschau unter freiem Himmel eine Messe für Johannes Paul II. statt, an der auch die Spitzen von Staat und Regierung teilnehmen.
 
Unterdessen kommt Kritik am Primas der katholischen Kirche Polens, Kardinal Jozef Glemp, auf. Er könne nicht verstehen, warum Glemp seinen Besuch in Argentinien fortsetzte, nachdem bekannt wurde, dass der Papst im Sterben lag, sagte Adam Boniecki, Chefredakteur der liberalen katholischen Wochenzeitung Tygodnik Powszechny. An den schwersten Tagen des Papstes sei der Primas weder im Vatikan noch bei den polnischen Katholiken gewesen. Erst mehrere Stunden nach dem Tod des Papstes hatte Glemp seine Rückkehr angekündigt.

05. April 2005

Papst-Beisetzung: Liste der Trauergäste

Zu den Trauerfeierlichkeiten für Papst Johannes Paul II. am Freitag in Rom wollen bis zu 200 ranghohe politische und religiöse Repräsentanten kommen. Unter anderen haben bis Dienstagmittag zugesagt:

 

INDIEN

Vizepräsident Bhairon Singh Shekhawat

ESTLAND

Staatspräsident Arnold Ruutel

EL SALVADOR

Außenminister Francisco Lainez

DOMINIKANISCHE REPUBLIK

Bildungsministerin Alejandrina German

COSTA RICA

Präsident Abel Pacheco

CHILE

Außenminister Ignacio Walker

BOLIVIEN

Präsident Carlos Mesa

AUSTRALIEN

Generalgouverneur Michael Jeffery

ARGENTINIEN

Vizepräsident Daniel Scioli, Außenminister Rafael Bielsa

ALBANIEN

Präsident Alfred Moisiu, Ministerpräsident Fatos Nano

EU

Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso

VEREINTE NATIONEN:

UN-Generalsekretär Kofi Annan (Ghana)

USA:

Präsident George W. Bush mit Ehefrau Laura

RUSSLAND:

Ministerpräsident Michail Fradkow

DEUTSCHLAND:

Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber

FRANKREICH:

Staatspräsident Jacques Chirac mit Ehefrau Bernadette

GROßBRITANNIEN:

Prinz Charles, Premierminister Tony Blair

UKRAINE

Präsident Viktor Juschtschenko

POLEN:

Staatspräsident Aleksander Kwasniewski, Ministerpräsident Marek Belka und der Gründer der Gewerkschaft "Solidarnosc", Lech Walesa

SPANIEN:

Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und das Königspaar Juan Carlos und Sofía

BELGIEN:

König Albert II. und Königin Paola, Ministerpräsident Guy Verhofstadt

SCHWEIZ:

Bundespräsident Samuel Schmid

BULGARIEN:

Präsident Georgi Parwanow

SERBIEN/MONTENEGRO:

Präsident Svetozar Marovic und Außenminister Vuk Draskovic

TSCHECHIEN:

Präsident Vaclav Klaus

SLOWENIEN:

Staatspräsident Janez Drnovsek und Ministerpräsident Janez Jansa

GRIECHENLAND:

Staatspräsident Karolos Papoulias

TÜRKEI:

Premierminister Recep Tayyip Erdogan und Staatsminister Mehmet Aydin

ZYPERN:

Präsident Tassos Papadopoulos

ISRAEL:

Außenminister Silvan Schalom und religiöse Würdenträger

MEXIKO:

Präsident Vicente Fox

BRASILIEN:

Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva

SÜDAFRIKA:

Vizepräsident Jacob Zuma

JAPAN:

Yoriko Kawaguchi, frühere Außenministerin und jetzige Beraterin von Regierungschef Junichiro Koizumi

ORTHODOXE KIRCHE:

Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel (Istanbul)

RUSSISCH-ORTHODOXE KIRCHE:

Kirill, Metropolit von Smolensk und Kaliningrad

GRIECHISCH-ORTHODOXE KIRCHE:

Erzbischof Christodoulos

 

(N24.de, Netzeitung)

05. April 2005

Hunderttausende bei Trauergottesdienst für Johannes Paul II. in Polen

Polen hat am Dienstag bei einem nationalen Trauergottesdienst Abschied vom verstorbenen Papst Johannes Paul II. genommen. Bis zu 300.000 Menschen nahmen an der Messe teil, die Kardinal Jozef Glemp auf dem Pilsudski-Platz in Warschau zelebrierte. Dort hatte der in Polen geborene Karol Wojtyla im Juni 1979 seinen Landsleuten Mut zur Opposition gegen das kommunistische Regime zugesprochen.

"Wir wollen an den größten aller Polen erinnern, indem wir sein Leben nachahmen", sagte Glemp. Johannes Paul II. habe die Welt, die Menschen und Christus geliebt, doch die Befolgung seiner Lehre sei auch in Polen oft auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden.

 

"Du hast gerufen, wir sind gekommen"

An der Messe nahm Staatspräsident Aleksander Kwasniewski teil, auch Soldaten und katholische Schülerinnen waren auf den Platz im Zentrum Warschaus gekommen. Eine Schulklasse hielt ein Transparent mit der Aufschrift mit der Aufschrift hoch, "Du hast gerufen, und wir sind gekommen". "Großväterchen, wir werden dich immer lieb haben", schrieben die Kinder einer Grundschulklasse auf ein selbstgemaltes Bild, das sie auf ein riesiges Kreuz aus Blumen und Kerzen auf den Platz legten.

Zu der Trauerfeier in Rom werden allein zwei Millionen Pilger aus Polen erwartet - die Hälfte aller erwarteten Gäste. Laut hatte an einem teilgenommen. In ganz Polen haben Kirchengemeinden Sonderbusse gechartert. Außerdem wurden zusätzliche Züge und Flüge organisiert.

(N24.de, Netzeitung)

05. April 2005

Millionen von Pilgern suchen Unterkunft in Rom

Um die erwarteten Millionen von Besuchern unterzubringen, entstehen in und vor Rom riesige Zeltstädte und Campingplätze.

Der größte Campingplatz liegt im Süden Roms, auf dem Gelände der "Tor Vergata", wo im Jahr 2000 auch der vom Papst so geschätzte Weltjugendtag stattfand. 200.000 Pilger sollen hier Quartier finden.

 

Schlafen im Circus Maximus

Eine Unterkunft mit 5000 Betten wurde in der Messe Rom eingerichtet. Auch in der Ruine des Circus Maximus, wo im alten Rom die Wagenrennen stattfanden, dürfen Rucksack-Pilger campen.

Außerdem stellten die italienischen Behörden 40 Sportstätten zur Verfügung, darunter das Olympiastadion, in denen sich die angereisten Gläubigen ein Lager bauen dürfen.

Ausnahmsweise, so berichten Korrespondenten, beklagt sich in Rom niemand über Chaos und Desorganisation. Der Tod des Papstes dämpfe jeglichen Streit.

Sonderbusse unterwegs

Unterdessen pendeln Sonderbusse zwischen dem Vatikan und den beiden großen Bahnhöfen Roms. Dort kommen zahlreiche Sonderzüge an. Außerdem sollen zusätzliche Parkplätze helfen, den Pilgerstrom zu bewältigen.

Für die Tourismusindustrie Roms ist der Ansturm der erwarteten vier Millionen Besucher ein unerwartetes Zusatzgeschäft. Normalerweise verzeichnen Hotels, Restaurants und Geschäfte in den Tagen nach Osten einen Umsatzeinbruch. Jetzt wird geschätzt, dass die örtlichen Unternehmen einen zusätzlichen Umsatz von mindestens 95 Millionen Euro in zwei Wochen erzielen. In Cafés und Restaurants muss laut Tourismusexperten mit Preiserhöhungen gerechnet werden.

Von den 95 Millionen Euro dürften allein 50 Millionen Euro auf den Verkauf von Rosenkränzen, Papstbildern und anderen religiösen Gegenständen fallen, so die Schätzungen. Weitere 150 Millionen Dollar werden wohl für Flug- und Zugtickets sowie für Benzin ausgegeben.

(N24.de, Netzeitung)

Mittwoch, 6. April 2005

Trauermesse in Berlin
Termin für Papstwahl


Zwei Tage vor der Beisetzung von Johannes Paul II. hat Deutschland offiziell Abschied vom Papst genommen. An der zentralen Trauermesse in der Johannes-Basilika in Berlin nahmen am Mittwoch Bundeskanzler Gerhard Schröder und sein Kabinett teil. Auch Vertreter des Parlaments, der Länder und des diplomatischen Korps waren anwesend. Kardinal Karl Lehmann würdigte den Papst in seiner Predigt als Kämpfer für Freiheit und Versöhnung. "Im Lauf der 26 Jahre war er auch in dieser Hinsicht oft ein einsamer Rufer in der Wüste. Vieles von dem, was er beklagt, ist auch heute noch unerledigt. Wir dürfen darum seine Worte nicht vergessen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz laut dem vorab veröffentlichten Predigttext.
 
In Rom reißt unterdessen der Pilgerstrom nicht ab. Schätzungen zufolge sind bereits eine Million Menschen eingetroffen. Zum größten Papst-Begräbnis der Geschichte an diesem Freitag werden bis zu vier Millionen Menschen erwartet. Schon am Mittwoch brach rund um den Vatikan der Verkehr zusammen.
 
Hunderttausende harrten weiterhin in einer kilometerlangen Schlange vor dem Petersdom aus, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen. Gläubige können den aufgebahrten Leichnam von Johannes Paul II. noch bis zum späten Donnerstagabend sehen. Die Basilika schließe am Donnerstag um 22 Uhr für Besucher, berichtete das italienische Fernsehen. Dann werde der Leichnam auf die Beisetzung vorbereitet.
 
Die Wahl des neuen Papstes beginnt am 18. April. Das kündigte Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls nach einer Sitzung der Kardinäle am Mittwoch in Rom an. Zugleich sagte er, der Papst habe ein Testament in polnischer Sprache hinterlassen. Dieses solle an diesem Donnerstag veröffentlicht werden. Es umfasse etwa 15 Seiten.
 
Unterdessen kommt die Diskussion über einen Nachfolger immer mehr in Gang. Der nigerianische Kardinal Francis Arinze, der selbst als möglicher Papst-Nachfolger gilt, meinte, die westliche Welt sei noch nicht bereit, einen afrikanischen Papst zu akzeptieren. "Der Westen ist noch nicht reif für einen schwarzen Papst", sagte Arinze der römischen Zeitung "La Repubblica". "Ein afrikanischer Papst wäre eine Herausforderung für die Kirche, für die Welt und für die Medien."
 
Für die Beisetzungsfeierlichkeiten mit 200 Staatsgästen aus aller Welt am Freitag herrscht "Alarmstufe eins": Die italienischen Behörden mobilisieren mindestens 15.000 Sicherheitskräfte, der Luftraum über Rom wird größtenteils gesperrt, Flugabwehrraketen sind in Position gebracht. Vor allem die Anwesenheit von US-Präsident George W. Bush bereitet den Sicherheitsexperten Kopfzerbrechen.
 
Die deutsche Staats-und Regierungsspitze sowie die Opposition fliegen gemeinsam zur Beisetzung. Die Delegation mit Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) trifft am Donnerstagabend mit einem Regierungsflugzeug in der italienischen Hauptstadt ein. Mit an Bord wird auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sein.
 
Die Totenmesse und die Beerdigungsfeierlichkeiten werden vom deutschen Kurienkardinal Joseph Ratzinger geleitet. Auf dem Petersplatz wird der Sarg des Papstes stehen, der unmittelbar danach von wenigen hohen Kuriengeistlichen in den Petersdom und anschließend in die Grotten gebracht wird.
 

Mittwoch, 6. April 2005

Alle wollen Papst-Souvenirs
Die große Stunde der Wucherer


Die elegante Señora mit der Cola-Flasche in der Hand kramt in den Rosenkränzen. Sie sei aus Mexiko, sagt Nelly, und mit drei Freundinnen eigens für die Beisetzung des Papstes aus Lateinamerika angereist. Auf jeden Fall wolle sie von dieser Pilgerfahrt ein Souvenir mitnehmen, ein paar Postkarten und einen Rosenkranz mit dem Bild von Johannes Paul II. Im engen Shop auf der Piazza Risorgimento -nur 100 Meter vom Petersplatz entfernt -herrscht buntes Treiben. Die Leute sprechen Spanisch, Italienisch, Polnisch, Deutsch.
 
"Unsere Geschäfte haben sich mehr als verdoppelt", sagt Ladenbesitzer Emiliano freudig, während er neue Bildchen und Kalender mit dem Antlitz des Pontifex aus dem Lager holt. Neben Papst-Tellern, Papst-Medaillons, Papst-Kerzen, Papst-Adressbüchlein mit Kugelschreiber und Papst-Münzen haben auch Mini-Holographien Hochkonjunktur: Je nachdem wie man das plastifizierte Bildchen hält, erscheinen wahlweise Johannes Paul II. oder Jesus.
 
"Wir waren gerade nach zwölf Stunden Wartezeit beim aufgebahrten Papst im Petersdom und fahren gleich wieder nach Padua ab", sagen Anna und Fabrizio. Auch sie wollen unbedingt ein Erinnerungsstück mit nach Norditalien nehmen und entscheiden sich schließlich für ein Drei-Euro-Lesezeichen, auf dem Johannes Paul mit Bischofsstab zu sehen ist.
 
"Am besten verkaufen sich die Postkarten vom alten, leidenden Papst, die Bilder aus den frühen Jahren sind weniger gefragt", erzählt Emiliano. Viele erkundigten sich bereits nach Postkarten vom Leichnam des Pontifex: "Aber die gibt es ja noch nicht."
 
Auf der anderen Straßenseite drängen sich Pilger um einen Ständer mit Papst-Bildern. Im Schaufenster steht in großen Lettern: "Postkarten nur 2,50 Euro". Bis vor einer Woche kosteten sie noch 80 Cent. Schon seit Tagen beklagen Verbraucherschützer, dass rund um den Vatikan seit der Nachricht vom Tod des Heiligen Vaters Wucherpreise verlangt werden. Nicht nur die Hotels schraubten spontan die Zimmerpreise hoch, auch Imbissbuden und Zeitungsstände haben kräftig draufgeschlagen. Wer etwa eine Ausgabe der offiziellen Vatikanzeitung "L'Osservatore Romano" erstehen will, die normalerweise 90 Cent kostet, muss manchem Verkäufer am Petersplatz fünf Euro hinblättern.
 
Bei derartigen Menschenströmen in Rom lassen auch die Schwarzhändler nicht lange auf sich warten. Viele kaufen in Supermärkten am Stadtrand Wasser und verhökern anschließend am Vatikan einen halben Liter für fünf Euro: Die Sonne strahlt vom stahlblauen römischen Himmel, jeder hat Durst. Deshalb kontrolliert die Polizei beharrlich alle, die am Vatikan verdächtig große Taschen mit sich herumtragen. Bei einem Pärchen aus Neapel entdeckten Beamte zuletzt hunderte Brötchen mit Mortadella und Käse. Von der Erklärung "Die sind für unsere Verwandten" ließen sich die Beamten aber nicht überzeugen. Das Paar wurde unter Strafandrohung aufgefordert, sich von den Pilgern fern zu halten.
 
von Carola Frentzen, dpa
 

Mittwoch, 6. April 2005

Gespenstische Stille
Polen versinkt im Tränen-Meer


Polen versinkt in diesen Tagen in einem Meer aus Tränen. Bis zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II. am Freitag herrscht Staatstrauer. "Zaloba narodowa" heißt das auf polnisch und bedeutet wörtlich: nationale Trauer oder Volkstrauer. Und das ist äußerst passend, denn mit rein formalen Gesten wie Fahnen auf Halbmast zu setzen, hat das, was in Polen geschieht, nichts zu tun. Zahlreiche Kinos haben den Betrieb bis Freitag eingestellt, in Einkaufszentren und Supermärkten herrscht gespenstische Stille. Schaufenster sind mit Papstporträts geschmückt, von Plattenbauten und Luxushotels wehen Fahnen mit Trauerflor. In Alltagsgesprächen werden immer wieder Erinnerungen an den Papst ausgetauscht und seine Pilgerreisen nach Polen diskutiert.
 
Zehntausende versuchen, irgendwie nach Rom zu den Beisetzungsfeierlichkeiten zu gelangen, die Kirchen sind überfüllt, und in aller Öffentlichkeit wird gemeinsam getrauert -wie so oft in Not-und Krisenzeiten rücken die Polen eng zusammen. Vor allem junge Menschen kommen jeden Abend in polnischen Städten singend und betend auf Plätzen oder Grünanlagen zusammen. Von den Treffpunkten haben sie in Internetforen oder per SMS erfahren.
 
Die virtuellen Gästebücher auf den Internetseiten von Stadtverwaltungen, Informationsportalen oder Bistümern zeigen, wie groß das Bedürfnis ist, die Trauer in Worte zu fassen. Allein im Kondolenzbuch des Portals Onet.pl gingen innerhalb von drei Tagen eine Viertelmillion Einträge ein.
 
Der Tod des Papstes hat viele zum Nachdenken gebracht -darüber, was Johnnes Paul für sie bedeutete, was er lehrte, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. "Ich habe viel geweint, aber ich habe mich auch entschlossen, ein paar Dinge in meinem Leben zu ändern", sagt die Warschauer Büroangestellte Danuta Bojarska. "Der Papst hat uns vorgemacht, wie man leben soll, und nun ist vielleicht Zeit, damit Ernst zu machen."
 
Staatspräsident Aleksander Kwasniewski appellierte an seine Landsleute, nun nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen, sondern über die Werte nachzudenken, die Johannes Paul II. vertreten hat. "Wir müssen nun reifer und besser sein. Werden wir es schaffen?" schrieb Ministerpräsident Marek Belka in das Kondolenzbuch in der päpstlichen Nuntiatur.
 
Mehr als 30.000 junge Polen haben im Internet bereits ihre Unterschrift unter eine Selbstverpflichtung gesetzt, die sie in den Vatikan schicken wollen. Sie, die den Papst zwar liebten, aber längst nicht alle kirchlichen Regeln befolgten, wollen, dass der Papst stolz auf sie sein kann. "Wir versprechen, im Geist des Katholizismus und der Toleranz gegenüber allen Völkern zu leben", heißt es in dem Text.
 
Sogar verfeindete Fußballfans proben den Geist der Toleranz. "Versöhnung für den Papst!" skandierten die Anhänger der Krakauer Clubs Cracovia und Wisla bei einer Messe im Stadion. Und bei der Nationalen Trauermesse für Johannes Paul II. schwenkten die bisher bitter verfeindeten Fans der Warschauer Vereine Legia und Polonia einträchtig ihre Schals.
 
von Eva Krafczyk, dpa

Mittwoch, 6. April 2005

Eine Million Polen unterwegs
Alle Wege führen nach Rom


Mehr als eine Million Polen will nach Schätzungen des polnischen Außenministeriums persönlich von Papst Johannes Paul II. Abschied nehmen und macht sich in diesen Tagen auf den Weg nach Rom. Die polnische Fluggesellschaft LOT, die bereits am Montag nur noch wenige der teuersten Plätze zur Verfügung hatte, setzt am Donnerstag zwei Sonderflugzeuge ein. Die polnische Bahn fährt am Mittwochabend mit sechs Sonderzügen nach Rom.
 
Die Bahn verzichtet darauf, innerhalb Polens Fahrpreise zu erheben und bat die slowakische, tschechische und italienische Bahn um Preisnachlässe, damit auch diejenigen Polen nach Rom reisen können, denen die Fahrt normalerweise zu teuer wäre. Mit Preisen von 420 bis 510 Zloty (105 bis 130 Euro) liegen die Ticketpreise deutlich unter dem üblichen Tarif. An den südpolnischen Grenzübergängen herrschte am Mittwochnachmittag reger Betrieb. Einige Grenzübergänge richteten zusätzliche Abfertigungsstellen ein.
 
Die Pilgerbüros der Orden berichteten über starken Andrang. Manche Polen versuchten, ihre Pilgerreise mit einem Zusatzgeschäft zu verbinden. "Biete Platz in Bus nach Rom für 600 Zloty", hieß es etwa auf einem Plakat, das an Warschauer Bushaltestellen klebte. Aus ganz Polen reisen 800 Pfadfinder nach Rom, die erschöpften Pilgern mit erster Hilfe zur Seite stehen und Wasser verteilen. Polnische Diplomaten riefen die Individualreisenden auf, warme Kleidung mitzunehmen - ihnen bleibe vermutlich nur ein Schlafplatz unter freiem Himmel.
 
"Ich weiß selbst nicht, wie viele Wadowicer nach Rom fahren", sagte Ewa Filipiak, die Bürgermeisterin von Karol Wojtylas Geburtsort vor ihrer Abreise. Zur offiziellen Delegation aus Wadowice gehören rund 100 Menschen, doch Hunderte versuchen auf eigene Faust nach Rom zu kommen.
 
Die polnischen Medien leisten den aufbrechenden Pilgern Hilfestellung. "Alle Wege führen nach Rom", versprach die Zeitung "Super Express" und listete günstige Tankstellen und Pilgerhotels auf. Die "Gazeta Wyborcya" beschrieb ebenfalls die besten Verbindungen und wies auf Vorteile für die Bewohner Westpolens hin: "Sie können durch Deutschland fahren, da gibt es keine Autobahngebühren und keine Geschwindigkeitsbegrenzung."

 

Mittwoch, 6. April 2005

Zentrales Gedenken
Messe in Kreuzberg


Mit einem zentralen Gedenkgottesdienst in Berlin hat die deutsche katholische Kirche Abschied von Papst Johannes Paul II. genommen. Zu der Messe in der Johannes-Basilika im Bezirk Kreuzberg kamen auch zahlreiche Politiker und Vertreter anderer Konfessionen.
 
Das Pontifikalrequiem fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zelebriert wurde der Gottesdienst vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, sowie dem Berliner Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky.
 
Die mehr als 1.000 Plätze waren komplett belegt. Hunderte Gläubige versammelten sich vor der Basilika. Viele von ihnen legten Blumengebinde nieder und entzündeten Kerzen. Die Messe wurde zudem in die nahe gelegene Kirche am Südstern übertragen, in die nochmals etwa 700 Gläubige gekommen waren.
 
Unter den Teilnehmern des Pontifikalamts waren Bundeskanzler Gerhard Schröder und seine Frau Doris Schröder-Köpf, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie Altkanzler Helmut Kohl. Auch die Parteivorsitzenden von SPD, CDU, Grünen und FDP sowie mehrere Bundesminister und Ministerpräsidenten nahmen an der Feier teil.
 
In seiner Predigt würdigte Kardinal Lehmann den unerschütterlichen Glauben und das Vermächtnis des Pontifex. Aus seinen Erfahrungen mit verschiedenen politischen Systemen heraus habe der polnische Papst nach einer neuen, von Solidarität geprägten "Kultur der Freiheit" verlangt. "Die Freiheit des einzelnen ist nicht zu trennen von der Freiheit der anderen, aller anderen Menschen", erinnerte Lehmann an ein Zitat des Papstes bei seinem letzten Deutschlandbesuch im Jahr 1996.
 
Überhaupt hätten die Worte des Papstes stets die konkrete gesellschaftliche und politische Realität meisterhaft getroffen, sagte der Mainzer Kardinal. So habe Johannes Paul II. der Weltmacht USA in der Frage des Erhalts des Friedens die Stirn geboten und im Nahen Osten keine Gelegenheit ausgelassen, um für Frieden und Verständigung zu werben. "Er ist und bleibt der Brückenbauer schlechthin", betonte Lehmann. Zugleich rief er den Einsatz des Papstes für die Ökumene in Erinnerung.
 
Der Kardinal räumte zugleich ein, dass die innerkirchliche Botschaft des Papstes für die Menschen in einer pluralistischen Welt nicht immer einfach gewesen sei. Zwar habe er eine große Barmherzigkeit gezeigt, wenn die Menschen zu schwach gewesen seien, um Verführungen Widerstand zu leisten. "Aber er hat sich leidenschaftlich dagegen gewehrt, wenn wir wegen unserer gut gemeinten Anpassungsfreudigkeit die unverwechselbare Stärke unseres Glaubens und seiner Grundsätze verraten haben. Da können wir alle von ihm noch viel lernen."
 
Gemeinsam nach Rom
 
Regierung und Opposition reisen gemeinsam mit kirchlichen Vertretern in einem Flugzeug zur Beisetzung nach Rom. Geleitet wird die Delegation von Bundespräsident Horst Köhler als ranghöchstem Repräsentanten Deutschlands. Der Abflug der Maschine ist für diesen Donnerstagabend vorgesehen.
 
Neben Köhler werden Bundeskanzler Gerhard Schröder, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der stellvertretende Bundesratspräsident und thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus sowie Außenminister Joschka Fischer an Bord der Regierungsmaschine sein.
 
Auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel sowie der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Edmund Stoiber haben eine Einladung zum Mitflug angenommen.
 
Die Delegation wird komplettiert von Kardinal Lehmann und Kardinal Sterzinsky. Sie sind zwei von sechs deutschen Kardinälen, die am Konklave zur Wahl eines neuen Papstes teilnehmen.
 
Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Berliner Bischof Wolfgang Huber, reist zusammen mit zwei weiteren evangelischen Bischöfen mit in der Präsidentenmaschine nach Rom.
 

06. April 2005

Pilgerstrom zum toten Papst überfordert italienische Behörden

Der Leiter des italienischen Zivilschutzes hat Gläubige und Pilger in Rom aufgefordert, sich nicht mehr in der kilometerlangen Schlange vor dem Petersdom anzustellen. Nur wer jetzt bereits in der Schlange stehe, habe noch eine Chance, dem Papst die letzte Ehre zu erweisen, so Guido Bertolaso am heutigen Mittwoch. Erst jetzt anreisende Besucher gingen das Risiko ein, trotz stundenlangen Ausharrens am Ende nicht mehr zur Basilika vorgelassen zu werden.

Der Petersdom, in dem der Leichnam von Johannes Paul II. seit Montag auf einem Katafalk aufgebahrt ist, soll am Donnerstagabend um 22 Uhr für Gläubige geschlossen werden. Die Beisetzungszeremonie findet am Freitagmorgen statt. Über eine Million Menschen sind bereits am toten Papst vorbeigezogen, Hunderttausende stehen in allen Zufahrtstraßen zum Vatikan Schlange.

 

Kreislaufprobleme und Übermüdung

Unterdessen werden immer mehr Papst-Pilger mit Gesundheitsproblemen behandelt. Die häufigsten Beschwerden seien Herzkreislaufprobleme, Übermüdung und Unterzuckerung, sagte ein Sprecher des Malteser Hilfsdienstes.

"Viele Pilger sind zusammengebrochen, als sie nach Stunden des Wartens erfuhren, dass der Petersdom über Nacht geschlossen wird und sie nicht mehr zum Leichnam des Papstes hereinkönnen", sagte am Mittwoch der Malteser-Bundesarzt Rainer Löb, der sich mit drei Sanitätsteams aus Deutschland in Nähe des Vatikans aufhält. Viele der jüngeren und älteren Pilger seien auch auf die kalte Nacht-Temperatur von 3 Grad nicht vorbereitet gewesen.

Über die physische Grenze hinaus

Sorgen bereitet den Maltesern die lange Zeit bis zur Beerdigung: "Viele Pilger sind jetzt schon über ihre physische Grenze hinaus und haben keine Reserven mehr. Wir hoffen, dass sie so realistisch sind und sich schonen."

Die Malteser leisten eigenen Angaben zufolge seit mehr als 30 Jahren im Auftrag des Vatikans bei Großveranstaltungen auf dem Petersplatz Sanitätsdienst. Zuletzt waren sie dort im Heiligen Jahr 2000 und bei der Seligsprechung von Mutter Teresa im Großeinsatz.

(N24.de, Netzeitung)

06. April 2005

Hunderttausende strömen weiter zum Papst

Der Strom der Pilger, die dem im Petersdom in Rom aufgebahrten Papst Johannes Paul II. die letzte Ehre erweisen wollen, reißt nicht ab. In der Nacht zum heutigen Mittwoch warteten wieder Tausende Menschen auf dem Petersplatz auf Einlass in die Basilika. Nach Berichten des italienischen Fernsehens mussten sie bis zu acht Stunden warten. Für den Mittwoch werden vor dem Petersdom wieder Hunderttausende erwartet.

Unterdessen bereitet sich Rom auf das größte Papst-Begräbnis in der Geschichte vor. Schon deutlich vor den Beisetzungsfeierlichkeiten am Freitag sehen sich die italienischen Sicherheitskräfte vor erhebliche Herausforderungen gestellt.

US-Präsident Georg W. Bush trifft nach Angaben aus Washington bereits am Mittwochabend in Rom ein. Am Donnerstag wird er zu politischen Gesprächen mit Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi und Ministerpräsident Silvio Berlusconi zusammentreffen.

Bereits am Dienstag waren Pilger und Touristen aus ganz Europa nach Rom geströmt, um dem Papst die letzte Ehre zu erweisen. Die italienischen Behörden errechneten, dass in einer Stunde über 20.000 Menschen an seinem Leichnam vorbeigingen. Die Peterskirche bleibt bis zur Beisetzung am Freitag praktisch rund um die Uhr geöffnet. Sie soll bis Donnerstag auch nicht mehr nachts geschlossen werden.

Für die Beisetzungsfeierlichkeiten am Freitag mobilisieren die italienischen Behörden mindestens 15 000 Sicherheitskräfte, der Luftraum über Rom wird größtenteils gesperrt, Flugabwehrraketen sind in Position gebracht. Auch ein Nato-Überwachungsflugzeug soll zum Einsatz kommen.

Neben US-Präsident Bush haben sich aus den USA auch die Ex-Präsidenten Bill Clinton und George Bush angesagt. Unter den Gästen sind außerdem UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Schröder.

Für die anstehende Papstwahl gibt es noch kein Datum. In Rom sind bereits viele der 117 Kardinäle unter 80 Jahren eingetroffen, die an dem Konklave teilnehmen. Es wird erwartet, dass in den kommenden Tagen der Beginn des uralten Rituals bekannt gegeben wird. Das Konklave kann frühestens 15 Tage nach dem Papsttod, also am 17. April, zusammentreten. Es muss aber spätestens 20 Tage nach dem Tod beginnen.

(N24.de, Netzeitung)

06. April 2005

Eklat in spanischem Parlament wegen Papst

Eklat im spanischen Parlament: Bei einer Gedenkminute für Papst Johannes Paul II. blieben Abgeordnete verschiedener Linksparteien demonstrativ sitzen - trotz der Aufforderung von Parlamentspräsident Manuel Marín, sich zu Ehren des Papstes zu erheben. Die zwölf Abgeordneten gehörten laut Presseberichten zu den Sozialisten, der Vereinten Linken und der Republikanischen Linken von Katalonien.

Außerdem blieben mehrere Abgeordnete der Sitzung fern, weil sie gegen die Gedenkminute für den Papst waren. Joan Herrera von den katalanischen Ökosozialisten ICV begründete den Protest damit, dass es für andere Staatsoberhäupter eine solche Ehrung nicht gegeben habe. Die konservative Presse schrieb danach, es sei eine "Provokation" und einer "Demonstration mangelnden Respekts".

(N24.de, Netzeitung)

Mittwoch, 6. April 2005

Papst-Wahl ab 18. April
Angst vor Massenpanik


Bereits zwei Tage vor dem Papstbegräbnis am Freitag haben die Menschenströme die Ewige Stadt ins Chaos gestürzt. Allein am Mittwoch drängten eine Million Menschen zu dem im Petersdom aufgebahrten Johannes Paul II. Unter den Pilgern geht die Angst vor einer Massenpanik um.
 
In einem dramatischen Appell rief der Zivilschutz alle Römer auf, Gläubige aufzunehmen. "Ein Pilgerstrom biblischen Ausmaßes", kommentierte ein Sicherheitsbeamter. Bis Freitag werden bis zu vier Millionen Besucher erwartet, allein aus Polen sind eine Million auf dem Weg.
 
In weiten Teilen der römischen Innenstadt brach der Verkehr zusammen, U-Bahn-Stationen mussten wegen Überfüllung geschlossen werden. Pilger klagten, sie müssten mehr 12 bis 15 Stunden vor dem Petersdom warten, um dem toten Papst die letzte Ehre zu erweisen. Die Menschenschlange wuchs auf über fünf Kilometer an. Der Andrang war so gewaltig, dass die Polizei die Menschen aufrief, nicht mehr zur Peterskirche zu kommen. "Wer sich jetzt noch in die Menschenschlange einreiht, wird den Papst nicht mehr zu sehen bekommen", sagte Zivilschutzchef Guido Bertolaso. Der Petersdom soll am Donnerstagabend für Gläubige geschlossen werden.
 
Die Behörden fürchten, dass das Chaos durch das Eintreffen von 200 Staatsgästen für die Beerdigung noch erheblich schlimmer wird. Am Freitag darf kein Auto in die Nähe des Vatikans, Schulen und Behörden bleiben geschlossen.
 
Als einer der ersten Trauergäste traf in der Nacht US-Präsident George W. Bush in Rom ein. Kurz nach seiner Ankunft besuchte Bush die Leiche des Papstes. Bush ist der erste US-Präsident, der an der Bestattung eines Papstes teilnimmt.
 
Papst-Wahl beginnt am 18. April
 
Das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers soll nach einem Beschluss des Kardinalskollegiums am 18. April beginnen. Dazu kommen 116 der 117 wahlberechtigten Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zusammen; ein philippinischer Kardinal ist erkrankt. Völlig unklar ist, wie lange die Abstimmung dauert, die der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger leitet. Im vergangenen Jahrhundert dauerten die Sitzungen in der Regel mehrere Tage.
 
Papst-Testament wird veröffentlicht
 
An diesem Donnerstag wird das Testament von Johannes Paul veröffentlicht. Sein Inhalt ist noch unbekannt. Es hieß lediglich, es sei auf 15 Seiten in Polnisch verfasst. Der Papst habe es teilweise bereits 1979 begonnen, wenige Monate nach seinem Amtsantritt.
 
"Welt nicht reif für schwarzen Papst"
 
Unterdessen ist die Diskussion über einen Nachfolger in vollem Gange. Der nigerianische Kardinal Francis Arinze, der selbst als möglicher Papst-Nachfolger gilt, meinte, die westliche Welt sei noch nicht bereit, einen afrikanischen Papst zu akzeptieren. "Der Westen ist noch nicht reif für einen schwarzen Papst", sagte Arinze der italienischen Zeitung "La Repubblica". "Ein afrikanischer Papst wäre eine Herausforderung für die Kirche, für die Welt und für die Medien."
 
Kardinal Lehmann erwartet vom kommenden Papst "größtmögliche Offenheit und tiefes, entschiedenes Verwurzeltsein im Glauben". Hautfarbe und Herkunft spielten im Gegensatz zur öffentlichen Debatte "sicher eine geringere Rolle", sagte Lehmann den "Ruhr Nachrichten".
 

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