8. April 2005: Beisetzung des Papstes

Deutscher Papst Benedikt XVI

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BildergalerieI  - ab 3. April 2005

BildergalerieII - ab 6. April 2005

Bildergalerie III - 8. April 2005: Beisetzung Johannes Pauls II am Petersplatz

Artikel ab 3. April 2005

Artikel ab 5. April 2005

Artikel ab 7. April 2005

Artikel ab 9. April 2005, nach der Beisetzung des Papstes

Ab 18. April 2005 Konklave: Berichte über Konklave

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Freitag, 8. April 2005

Totenmesse in Rom
Die Welt nahm Abschied


Unter beispiellosen Sicherheitsvorkehrungen haben am Freitag Staatschefs aus aller Welt und Hunderttausende Pilger auf dem Petersplatz in Rom Abschied von Papst Johannes Paul II. genommen.
 
Zu Beginn der wohl größten Begräbnismesse in der Geschichte der römisch-katholischen Kirche trugen zwölf Männer den schlichten Zypressensarg des Papstes aus dem Petersdom und legten ihn auf die Treppe vor der Basilika. Die großen Glocken des Doms läuteten. Auf und um den Platz versammelten sich Hunderttausende und verwandelten die Straßen in ein Meer wehender Flaggen, davon die meisten aus Polen, dem Heimatland des verstorbenen Kirchenoberhauptes.
 
Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger erinnerte in seiner Predigt unter anderem an den Intellekt des verstorbenen Papstes und seine Liebe zum Sport, zur Literatur und zum Theater. Auf die vielen Jahre des schweren Leidens des von Parkinson und Arthritis gezeichneten Pontifex ging Ratzinger dagegen kaum ein.
 
Mehr als 100 Staats- und Regierungschefs und 2.500 Würdenträger aller Weltreligionen und Ethnien kamen nach Rom, um dem charismatischen und konservativen Papst die letzte Ehre zu erweisen. In der Stadt verfolgten zwei Millionen weitere Gläubige die von Ratzinger geleitete Messe auf 27 riesigen Leinwänden. Weltweit dürften Milliarden Menschen an den Fernsehbildschirmen gesessen haben.
 
Zu Beginn der Messe sang ein Chor das lateinische Gebet: "Gib ihm die ewige Ruhe, oh Herr, und strahle Dein Licht für immer auf ihn." Auf dem Sarg des Papstes lag ein rotes Buch katholischer Schriften, dessen Seiten im Wind flatterten. "Heute bestatten wir seine sterblichen Überreste in der Erde als Keim der Unsterblichkeit", sagte Ratzinger in seiner Predigt, die mehrmals von Applaus unterbrochen wurde. "Unsere Herzen sind von Traurigkeit erfüllt, doch zugleich voller freudiger Hoffnung und tiefer Dankbarkeit."
 
Ratzinger, der die Messe als Hauptzelebrant zusammen mit rund 165 weiteren Kardinälen hielt, war ein enger Freund des Papstes. "Wir können sicher sein, dass unser geliebter Papst heute am Fenster des Hauses unseres Vaters steht, uns sieht und uns segnet", sagte der Kurienkardinal, der als ein Nachfolger Johannes Pauls' gehandelt wird.
 
Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen
 
In Rom waren Tausende Sicherheitskräfte im Einsatz. Flugabwehr-Raketen wurden in Stellung gebracht, der Luftraum über der italienischen Hauptstadt gesperrt. Vor der Küste patrouillierte ein Kriegsschiff. Damit es zu keinem Verkehrschaos kommen konnte, durften keine Autos in die Stadt fahren. Öffentliche Gebäude, Schulen und viele Geschäfte blieben geschlossen. Die Polizei hatte Mühe, den nicht enden wollenden Pilger-Strom vom Petersplatz zurückzuhalten.
 
Gesicht mit Seidentuch verhüllt
 
Der Leichnam des Papstes war zweieinhalb Stunden vor Beginn der Messe entsprechend der Regularien des Vatikans im Petersdom in den Zypressensarg gelegt worden. Sein Gesicht wurde mit einem Seidentuch verhüllt, auf seiner Brust liegt der Bischofshut. In den Sarg wurden auch ein kleiner Beutel mit Gedenkmünzen aus der mehr als 26-jährigen Amtszeit des Papstes sowie eine kurze Zusammenfassung seines Lebens und seines Pontifikats gelegt.
 
Später wurde der Sarg in die Basilika getragen und in zwei weitere Särge aus Zink beziehungsweise Eiche gelegt. Johannes Paul hat seine letzte Ruhestätte in der Krypta im ehemaligen Grab von Papst Johannes XXIII. gefunden.
 
Konklave beginnt am 18. April
 
In den vergangenen Tagen hatten Millionen Gläubige die Gelegenheit, Abschied von dem am Samstagabend verstorbenen Papst zu nehmen. Der Leichnam war im Petersdom aufgebahrt worden. Die Pilger aus aller Welt nahmen zum Teil bis zu 20-stündige Wartezeiten in Kauf, um dem Kirchenoberhaupt die letzte Ehre zu erweisen. Johannes Paul war am Samstag nach langem Leiden in Rom gestorben. Das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers tritt ab 18. April zusammen. Einen klaren Favoriten gibt es nicht.
 

Freitag, 8. April 2005

Joseph Kardinal Ratzinger
Wortlautauszüge aus der Predigt


In seiner Predigt bei der Totenmesse für Johannes Paul II. hat Joseph Kardinal Ratzinger auf dem Petersplatz das Leben und Wirken des verstorbenen Papstes gewürdigt. Im folgenden Auszüge aus der Predigt nach einer dpa-Übersetzung:
 
""Folge mir", sagt der auferstandene Herr zu Petrus als sein letztes Wort an diesen Jünger, der ausgewählt ist, seine Schafe zu weiden. "Folge mir" - dieses lapidare Wort Christi kann als Schlüssel für das Verständnis der Botschaft betrachtet werden, die vom Leben unseres beweinten und geliebten Papstes Johannes Paul II. kommt, dessen leibliche Überreste wir heute wie Samen der Unsterblichkeit in die Erde legen - das Herz voll Trauer, aber auch voll froher Hoffnung und tiefer Dankbarkeit. Das sind unsere innersten Gefühle, Brüder und Schwestern in Christus, die Ihr anwesend seid auf dem Petersplatz, den anliegenden Straßen und verschiedenen anderen Plätzen der Stadt Rom, die in diesen Tagen von einer ungemein großen schweigenden und betenden Menge bevölkert ist."
 
""Nicht Ihr habt mich gewählt, sondern ich habe Euch erwählt und dazu bestimmt, dass Ihr Euch aufmacht und Frucht bringt und dass Eure Frucht bleibt." Das zweite Wort ist: "Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe." Und schließlich: "Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich Euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!" In diesen drei Worten sehen wir die ganze Seele unseres Heiligen Vaters. Er ist wirklich überall unermüdlich hingegangen, um Frucht zu bringen, Frucht, die bleibt. "Auf, lasst uns gehen!", ist der Titel seines vorletzten Buches. "Auf, lasst uns gehen!" - mit diesen Worten hat er uns aus einem müden Glauben aufgeweckt, aus dem Schlaf der Gläubigen von gestern und von heute. "Auf, lasst uns gehen!" sagt er uns auch heute."
 
"Der Heilige Vater ist dann auch bis zum äußersten Priester gewesen, denn er hat sein Leben Gott geopfert für seine Schafe und für die ganze Menschheitsfamilie; er tat dies in einer täglichen Hingabe an den Dienst der Kirche und vor allem in den schwierigen Prüfungen der letzten Monate. So ist er mit Christus eins geworden, der gute Hirte, der seine Schafe liebt."
 
"Die Liebe Christi war die dominierende Kraft unseres geliebten Heiligen Vaters; wer den Papst beim Beten gesehen hat, wer seine Predigten gehört hat, der weiß das. Und so hat er dank dieser tiefen Verwurzelung in Christus eine Last getragen, die über rein menschliche Kräfte hinausgeht."
 
"Und während er über das Attentat nachdenkt sagt er: "Christus hat, indem er für uns alle litt, dem Leiden einen neuen Sinn verliehen; er hat es in eine neue Dimension erhoben, in eine neue Ordnung eingeführt: in die Ordnung der Liebe. (...) Es ist das Leiden, welches das Böse mit der Flamme der Liebe verbrennt und aufzehrt und sogar aus der Sünde einen mannigfaltigen Reichtum an Gutem hervorbringt." Beseelt durch diese Vision hat der Papst in Gemeinschaft mit Christus gelitten und geliebt, und deshalb ist die Botschaft seines Leidens und seines Schweigens so wortgewaltig und fruchtbar gewesen."
 
"Göttliche Barmherzigkeit: Der Heilige Vater fand die reinste Widerspiegelung von Gottes Gnade in der Muttergottes. Er, der die eigene Mutter in zartem Alter verlor, liebte umso mehr die göttliche Mutter. Er hat die Worte des gekreuzigten Herrn verstanden, als wären sie an ihn persönlich gerichtet gewesen: "Hier ist Deine Mutter!" Und er hat es wie der geliebte Jünger getan: Er hat sie im Innersten seines Seins angenommen - Totus tuus (Ganz Dein). Und von der Mutter hat er gelernt, sich Christus anzugleichen."
 
"Uns allen bleibt unvergesslich, wie sich der Heilige Vater, von seinem Leiden gezeichnet, am letzten Ostersonntag seines Lebens noch einmal am Fenster des Apostolischen Palastes zeigte und ein letztes Mal den Segen "Urbi et Orbi" erteilte. Wir können sicher sein, jetzt steht Johannes Paul am Fenster des Hauses des Vaters und sieht uns und segnet uns. Ja, segne uns, Heiliger Vater. Wir vertrauen Deine liebe Seele der Muttergottes, Deiner Mutter an, die Dich jeden Tag leitete und Dich jetzt in die ewige Herrlichkeit ihres Sohnes, Jesus Christus, unseres Herrn geleiten wird. Amen."

Freitag, 8. April 2005

Assad, Khatami, Bouteflika
Katzav schüttelt Hände


Israels Staatspräsident Mosche Katzav und Syriens Präsident Baschar Assad haben die Hände geschüttelt, als sie sich vor der Trauerzeremonie begegneten. Während der Messe saßen der Jude und der Moslem nur wenige Schritte voneinander entfernt.
 
Nach Ende der Zeremonie ging Assad erneut auf Katzav zu und schüttelte ihm ein weiteres Mal die Hand. Eine weitere Begegnung von Erzfeinden führte den im Iran geborenen israelischen Staatspräsidenten mit dem iranischen Präsidenten Mohammad Khatami zusammen. Wie der israelische Rundfunk berichtete, unterhielten sich die Präsidenten dieser zutiefst verfeindeten Länder auf Persisch. Sie sprachen über ihre gemeinsame Geburtsstadt Jazd.
 
Auch der algerische Präsident Abdel Asis Bouteflika sei auf seinen israelischen Amtskollegen Katzav zugegangen. "Beide Männer haben sich in den Armen gelegen", berichtete ein israelischer Reporter aus Rom.
 
(Ulrich W. Sahm)
 

Freitag, 8. April 2005

Das Requiem
Messe zum Gedenken des Toten


In der katholischen Kirche wird am Begräbnistag eine Messe zum Gedenken des Toten gefeiert. Der lateinische Name "Requiem" (Ruhe) geht zurück auf die ersten Worte des traditionellen Eingangslieds "Requiem aeternam dona eis Domine", übersetzt "Ewige Ruhe gib ihm, Herr". Der Ablauf entspricht im Wesentlichen dem einer normalen Eucharistiefeier, wie die katholische Messe mit Abendmahl genannt wird. Allerdings wird auf das feierliche "Gloria" (Ehre sei Gott) verzichtet. Die Liturgie der "missa pro defunctis" (Totenmesse) wurde im 16. Jahrhundert auf dem Konzil von Trient festgeschrieben.
 
"Requiem" steht außerdem für die musikalischen Kompositionen, die ursprünglich für diese Messe geschrieben wurden. Die bekanntesten stammen von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und Giuseppe Verdi. Heute werden sie auch häufig in Konzertform aufgeführt.
 
Die ersten Christen haben die Totenmesse am offenen Grab gefeiert. Heute wird die Messe meistens gefeiert, bevor der Sarg zum Grabe getragen wird. Ursprünglich wurden die Christen mit dem Kopf nach Osten begraben, weil die aufgehende Sonne in der christlichen Tradition die Wiederkehr Christi symbolisiert.
 

Freitag, 8. April 2005

Papst nimmt Namen mit ins Grab
Geheimer Kardinal


Papst Johannes Paul II. nimmt den Namen eines von ihm ernannten Kardinals mit ins Grab. Der Kirchenführer habe in seinem Testament nicht enthüllt, wer der Purpurträger ist, den er im Jahr 2003 "im Geheimen" ernannt hatte, sagte Vatikansprecher Joaquín Navarro-Valls in Rom.
 
Der Papst hatte bei den Kardinalsernennungen vor zwei Jahren von der besonderen Möglichkeit Gebrauch gemacht, "in pectore" (im Herzen) einen Kardinal zu ernennen. Dabei dürfte es sich um einen Bischof aus einem Land handeln, in dem die katholische Kirche verfolgt wird. Immer wieder war von China die Rede.
 
Italienische Zeitungen hatten aber auch berichtet, es könnte sich um den päpstlichen Privatsekretär handeln, den polnischen Bischof Stanislaw Dziwisz. Er war einer der treuesten Begleiter des Papstes und stand auch am Sterbebett.
 
Bereits in vergangenen Jahren hatte der Papst von der Möglichkeit der Ernennungen "in pectore" Gebrauch gemacht, die Namen der Kardinäle aber später bekannt gegeben. Dabei hatte es sich um Bischöfe aus der Ukraine, Lettland und China gehandelt.

Freitag, 8. April 2005

Einige Fakten
Größte Trauerfeier der Geschichte


Die Beisetzung von Papst Johannes Paul II. am Freitag ist eine der größten Trauerfeiern der Geschichte. Es folgen einige Fakten:
 
- Vier Könige, fünf Königinnen und zumindest 70 Präsidenten und Ministerpräsidenten sind unter den etwa 2500 prominenten Gästen
 
- mindestens zwei Millionen Gläubige sind nach Rom gekommen, darunter hunderttausende, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben
 
- 27 Großleinwände sind in Straßen und auf Plätzen um den Vatikan sowie an anderen Versammlungsorten wie dem Colosseum aufgestellt worden
 
- Mehr als 15.000 Sicherheitskräfte sind in Rom unterwegs
 
- Flaschen mit insgesamt 500.000 Liter Trinkwasser werden jeden Tag an die Gläubigen verteilt
 
- Es wurden 3500 mobile Toiletten aufgestellt
 
- Etwa 3500 akkreditierte Journalisten berichten über die Beisetzung
 

Freitag, 8. April 2005

Polen trauert um Karol Wojtyla
Finsternis zur Sterbestunde


In ganz Polen haben Hunderttausende trauernder Katholiken am Freitag von Papst Johannes Paul II. Abschied genommen. Kirchenglocken läuteten im ganzen Land, Sirenen heulten, als der Sarg mit dem Toten in die Krypta des Petersdoms getragen wurde. In Warschau wurden 26 Artillerieschüsse abgefeuert - einer für jedes Jahr des Pontifikates des polnischen Papstes. Am Abend beteten Zehntausende in Gedenkgottesdiensten für den Papst. Um 21.37 Uhr - die Sterbestunde des Papstes - gingen in vielen polnischen Städten für fünf Minuten die Lichter aus.
 
Das öffentliche Leben stand schon tagsüber still, die meisten Städte waren wie ausgestorben. Hunderttausende versammelten sich auf Plätzen, um auf Großleinwänden die Übertragung der Beisetzungsfeierlichkeiten im Vatikan zu beobachten. In Danzig (Gdansk) harrten mehrere zehntausend Menschen im strömenden Regen vor dem Denkmal der Werftarbeiter aus, meldete die polnische Nachrichtenagentur PAP. "Es ist, als ob selbst der Himmel weint", sagte eine Trauernde.
 
Schulen und Hochschulen, die meisten Geschäfte, die öffentliche Verwaltung und die Mehrzahl der Unternehmen hatten am Freitag geschlossen. Gearbeitet wurde nur dort, wo es absolut notwendig war. Doch auch dort, wo die Menschen zur Arbeit mussten, liefen Fernseher mit der Übertragung der Beisetzung.
 
Jugendliche hatten über SMS und Internet gebeten, um 21.37 Uhr für fünf Minuten das Licht auszumachen und so der Todesstunde des polnischen Papstes zu gedenken. Am Abend wurde auf den Krakauer Blonie-Wiesen ein Requiem gespielt. Dabei wurden auch Auszüge aus Gedichten von Papst Johannes Paul II. gelesen.
 
Zuvor hatten sich Fußballfans dreier Krakauer Vereine zu einem Versöhnungstreffen getroffen, um für den Papst zu beten und ihre bisher verfeindeten Gruppen auszusöhnen.
 
Eine Gruppe französischer Juden und Katholiken wollte von Sonntag an gemeinsam das südpolnische Wadowice besuchen, in dem Johannes Paul geboren wurde. Die Gruppe, die ursprünglich im ehemaligen deutschen Konzentrationslager Auschwitz der Opfer des Holocaust gedenken wollte, hatte spontan beschlossen, die Heimat des Papstes zu besuchen, der die Juden um Vergebung für den kirchlichen Antisemitismus gebeten hatte.
 

Freitag, 8. April 2005

"Santo, subito"
Abschied vom Papst


Die Welt hat den Papst zu Grabe getragen: In einer aufwühlenden Zeremonie haben Politiker, gekrönte Häupter und Kirchenführer Johannes Paul II. am Freitag das Letzte Geleit gegeben. Immer wieder spendeten eine Million Gläubige rund um den Vatikan Beifall, schwenkten Fahnen und riefen "Santo, Santo" (heilig, heilig). Zu einem Ausbruch der Gefühle kam es, als der einfache Holzsarg zum letzten Mal der Menschenmenge zugewandt wurde. "Jetzt steht Johannes Paul am Fenster des Hauses des Vaters und sieht und segnet uns", sagte der deutsche Kardinal Josef Ratzinger in einer emotionalen Predigt.
 
Über alle nationalen und politischen Grenzen hinweg versammelten sich 200 Staats- und Regierungschefs zu der prunkvollen Zeremonie, darunter US-Präsident George W. Bush, UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundespräsident Horst Köhler und Kanzler Gerhard Schröder. Auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und die CDU-Vorsitzende Angela Merkel waren in Rom.
 
An dem dreistündigen Requiem nahmen zudem Prinz Charles, der britische Premier Tony Blair und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac teil. Auffallend war die Präsenz zahlreicher Staatsoberhäupter aus der islamischen Welt, etwa Mohammed Chatami (Iran), Bashar Assad (Syrien) und König Abdullah II. (Jordanien). Aus Israel waren Außenminister Silvan Schalom und religiöse Würdenträger gekommen.
 
Viele der 300.000 Menschen direkt auf dem Petersplatz knieten nieder und weinten. Auch dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton und dem spanischen König Juan Carlos traten Tränen in die Augen. Zahlreiche Menschen aus der polnischen Heimat des Papstes waren tief bewegt. Milliarden in der ganzen Welt sahen die Totenmesse im Fernsehen. Der Sarg stand während der Feier auf dem Petersplatz, darauf lag ein Evangelium, dessen Seiten der Wind bewegte.
 
Nach Schätzungen verfolgten allein in Rom etwa drei Millionen Pilger das Requiem, die meisten vor Video-Leinwänden auf den Plätzen der Ewigen Stadt. Auch in vielen anderen italienischen Städten herrschte große Anteilnahme, weltweit kamen Millionen Gläubige zu Gedenkfeiern zusammen, besonders in Polen sowie in Mexiko-Stadt und Manila. Auch in deutschen Städten versammelten sich tausende Gläubige; vielerorts wehten Flaggen auf Halbmast.
 
Es war das größte Papstbegräbnis in der 2000-jährigen Kirchengeschichte. Während der rund 20-minütigen Predigt Ratzingers brandete über ein Dutzend mal Beifall auf - etwa als er daran erinnerte, wie sich der leidende Papst noch Ostersonntag, wenige Tage vor seinem Tod, den Gläubigen zeigte und unter letzter Aufbietung aller Kräfte den Segen spenden wollte. Auch die besondere Zuneigung des Pontifex zur Jugend hob der Kardinal hervor.
 
Immer wieder unterbrachen die Menschen die Predigt mit Rufen wie "Santo subito" (heilig sofort), womit sie ihren Wunsch nach einer baldigen Heiligsprechung "ihres Papstes" bekräftigten. Sofort nach der Trauerfeier schulterten zwölf Träger den Sarg, der in einer Prozession durch den Petersdom in die vatikanischen Grotten gebracht wurde. Nur wenige Geistliche waren dabei, als der Sarg um 14.20 Uhr unweit des Petrus-Grabes in die Erde gelassen wurde. Über den Sarg wurde auch Erde aus der polnischen Heimat gegeben. Auf einer schlichten Marmorplatte steht: "Joannes Paulus II 1920-2005". Bei dieser letzten Zeremonie waren keine Kameras zugelassen.
 
Gesicht mit Seidentuch verhüllt
 
Johannes Paul wurde mit einem Schleier aus weißer Seide über dem Gesicht beerdigt. In seinem Sarg befinden sich ein Säckchen mit Bronze- und Silbermünzen aus der Zeit seines Pontifikats und eine Rolle mit seinen Lebensdaten in lateinischer Sprache. Zum Zeichen der Demut wolle er im Sarg beerdigt und nicht in einem Marmorsarkophag bestattet werden - so lautete der Letzte Wille des Papstes.
 
Auch die Patriarchen der östlichen Kirchen beteten auf dem Petersplatz für den Papst. Sie stellten sich im Halbrund um den Sarg und stimmten orientalische Kirchengesänge an.
 
Beispiellose Sicherheitsvorkehrungen
 
Auf dem Petersdom waren Scharfschützen postiert, 15.000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz. Der Luftraum war gesperrt, Flugabwehrraketen waren in Stellung gebracht. Auch auf dem Petersplatz herrschte "Sicherheitsstufe eins": Selbst Bischöfe mussten Durchsuchungen wie auf dem Flughafen über sich ergehen lassen. Fast die gesamte römische Innenstadt war für den Verkehr gesperrt, Schulen, Ämter und Museen blieben geschlossen.
 
Am Nachmittag kam es zu einem Zwischenfall im römischen Luftraum: Italienische Kampfjets fingen ein verdächtiges Kleinflugzeug ab und eskortierten es zu einem Flughafen. Später stellte sich heraus, dass es sich um einen Jet der mazedonischen Delegation handelte.
 
Konklave beginnt am 18. April
 
Das Grab von Johannes Paul kann erst in einigen Tagen besucht werden: Entgegen einer ersten Vatikan-Ankündigung soll es noch nicht am kommenden Montag zugänglich gemacht werden. Der Zivilschutz intervenierte, weil er einen ähnlich starken Besucheransturm wie zur Aufbahrung befürchtete. Das Konklave zur Wahl des neuen Papstes beginnt am 18. April.
 

Freitag, 8. April 2005

Kein Chaos in Rom
"Italien leistet Großartiges"


Schon Goethe hatte sich über den italienischen Schlendrian mokiert: Hotels seien schmuddelig, Straßen häufig unsauber, "die Menschen leben ein nachlässiges Schlaraffenleben". Das war vor mehr als 200 Jahren. Noch heute pflegen viele Deutsche gerne das Bild und Klischee der "chaotischen Italiener". Aber wie haben ausgerechnet sie es jetzt hinbekommen, mit einem der größten Menschenaufläufe in der Geschichte fertig zu werden? Und vor allem, ohne großes Gejammer.
 
"Wie die Italiener das Ereignis gemeistert haben, ist schlichtweg unglaublich", sagt Rainer Löb, Malteser-Helfer, der bei der Papst-Beisetzung auf dem Petersplatz Dienst tut. Mehr als drei Millionen Pilger, vielleicht vier Millionen, kamen in die Ewige Stadt, auch für Berlin, London oder New York wäre das ein Albtraum gewesen. Doch statt Chaos und Kollaps gab es in Rom einen reibungslosen Ablauf: Kein nennenswerter Zwischenfall wurde gemeldet.
 
"Als ich die Massen heute morgen kommen sah, dachte ich, wir würden überrannt", erzählt der Arzt. Ein Wunder sei es gewesen, dass alles ruhig verlief - und eben "professionelle Kunst" des italienischen Zivilschutzes. Und fast bedächtig fügt der Mediziner hinzu: "So wie wir das in Deutschland auch gerne hätten." Italien, das vermeintlich chaotische Land, in dem es zum Erstaunen vieler Deutscher keine Mülltrennung gibt, habe "Großartiges geleistet".
 
Auch der deutsche Bauingenieur Alexander Barth (32) aus Landsberg am Lech muss die alten Stereotypen der ewig unorganisierten Südländer begraben. "Ich bin total überrascht von den römischen Behörden, so effektiv, freundlich, so zuvorkommend." Freundlichkeit ist vielleicht das Stichwort, es schien, als hätten selbst die mitunter strengen Carabinieri einen Schnellkurs für das historische Ereignis gemacht: Immer lächeln, immer nett, kein böses Wort. Da schliefen junge Polen im Circus Maximus, in Parks und auf der Piazza - und morgens stellte die Stadt Wasser zum Waschen zur Verfügung.
 
Sage und schreibe 12, 15 und noch mehr Stunden mussten Pilger in den Menschenschlangen warten, um den toten Papst zu sehen. In den engen Reihen hätte leicht Panik ausbrechen können. "Doch die Behörden haben die Menschen gut geführt", sagt Löb. "Natürlich, es waren Pilger und nicht Fußballfans, das war hilfreich." Alkohol sei nicht im Spiel gewesen.
 
Gern pflegen Nordländer ihre Vorstellungen über Italiener: Undiszipliniert seien sie, sympathisch zwar, doch irgendwie nicht ernst zu nehmen. Doch selbst den Besuch von US-Präsident George W. Bush meisterte Italien selbstbewusst - seine Wagenkolonne wurde am Donnerstagabend ohne viel Aufhebens durch den römischen Verkehr geschleust. "Die Deutschen müssen umlernen", meinte eine Deutsche in Rom zu den lieb gewordenen Vorurteilen. Italien gelang es sogar in den letzten Jahren, wovon die Deutschen nur träumen: die Arbeitslosigkeit abzubauen. "Dieses Italien", meinte Goethe auf seiner Reise durch den Süden, "ist gegen alle Länder unendlich zurück." Aber, wie gesagt: Das war vor 200 Jahren.
 
(Peer Meinert, dpa)
 

Donnerstag, 7. April 2005

Hauch der Geschichte
Größtes Papstbegräbnis in Rom


Freitag, 10 Uhr, auf dem Petersplatz in Rom: In roten Messgewändern schreiten die Kardinäle, angeführt von Joseph Ratzinger, und östliche Patriarchen zur Zeremonie. So ist es geplant. 300.000 Menschen werden sich im weiten Rund zwischen den Säulengängen drängen. 200 Staatsgäste, darunter Könige und Königinnen, US-Präsident George W. Bush, UN-Generalsekretär Kofi Annan, Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder, sitzen auf Ehrenplätzen in nächster Nähe. Vor dem Altar steht der geschlossene Sarg mit Johannes Paul II. - darauf ein Evangelium, dessen Seiten der Wind bewegt. Sogar die Sonne verdunkelt sich an diesem Freitag zum größten Papstbegräbnis der Geschichte, wenn auch nicht in Rom, sondern über dem Pazifik vor den Küsten Neuseelands.
 
Einen "Pilgerstrom von biblischen Dimensionen" erwarten die Behörden, rund vier Millionen Pilger wollen zu den Feierlichkeiten nach Rom kommen. Die meisten werden abseits des Petersplatzes ihren Blick auf Riesenleinwände richten müssen - etwa im Olympiastadion oder am Kolosseum. "Es macht nichts, dass wir nicht direkt am Petersplatz sein können", sagt eine Frau aus einer polnischen Pilgergruppe: "Überall in Rom ist es in diesen Tagen so, als würde man den Hauch der Geschichte atmen."
 
4.000 Journalisten aus aller Welt haben sich angemeldet, darunter ehemalige Kriegsberichterstatter von CNN und El-Dschasira. Die Amerikaner haben schon vor Jahren ein Penthaus mit Panoramaterrasse angemietet - mit Traumblick auf den Petersdom. "Das ist eine Ansammlung von Medien und Staatsrepräsentanten am gleichen Ort, die mit keinem Ereignis der jüngeren Geschichte vergleichbar ist", sagt ein Vatikanmitarbeiter.
 
Für die Sicherheitskräfte gilt "Alarmstufe eins". 15.000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz, der Luftraum ist gesperrt, in der römischen Innenstadt gilt ein völliges Fahrverbot. Auf den Dächern beziehen Scharfschützen Position, in die Fluten des Tiber steigen Polizeitaucher ab, am Himmel kreisen Militärjets. "Einzigartige Sicherheitsmaßnahmen", sagt Innenminister Giuseppe Pisanu. "Aber ich hoffe, dass uns der Papst vom Himmel aus hilft."
 
Drei Stunden soll die Totenmesse auf dem Petersplatz dauern, sechs Sprachen sollen gesprochen werden -und Latein. Roberto Colavalle (36) vom Chor der Sixtinischen Kapelle, ein Spezialist für Gregorianischen Gesang, singt das Requiem. Es sei wunderschön, sagt er. Dann wird der Sarg in Begleitung von wenigen hohen Kurienvertretern in den Petersdom und in die Grotten gebracht.
 
Das Begräbnis, das nicht vom Fernsehen übertragen wird, dauert noch einmal etwa eine halbe Stunde. Zum Zeichen der Demut wolle er in die bloße Erde, nicht in einen Marmorsarkophag gelegt werden, so lautete der Wunsch des Papstes. Und so soll es sein: Bevor der Sarg endgültig geschlossen und versiegelt wird, wird dem Toten ein Schleier aus weißer Seide über das Gesicht gelegt. Auch ein Säckchen mit Silber- und Bronzemünzen, eine Rolle mit seinen Lebensdaten in lateinischer Sprache werden beigegeben. Dann beten die Kardinäle ein letztes "Vater unser" -und der Sarg wird 1,70 Meter tief in die Erde gelassen. Auf einer schlichten Marmorplatte wird künftig stehen: "Joannes Paulus II 1920 -2005".
 
Vatikandiplomaten hoffen, dass die feierliche Stimmung nicht durch irdische Zwistigkeiten getrübt wird. Denn in den Ehrenreihen sitzen politische Kontrahenten wie Bush und der iranische Präsident Mohammed Chatami nahe beieinander. Immerhin: Um einen von Bush angemessen weit entfernten Sitzplatz für den kubanischen Revolutionär Fidel Castro müssen sich die römischen Verantwortlichen nicht mehr kümmern. Castro verabschiedete sich schriftlich: "Möge er in Frieden ruhen, der unermüdliche Krieger für die Freundschaft unter den Menschen, der Feind des Krieges und Freund der Armen."
 
von Jutta Lauterbach, dpa
 

Freitag, 8. April 2005

Eine Straße für den Papst
Johannes Paul statt Karl Marx


Der PDS-Politiker Gregor Gysi griff die CDU scharf für ihren Vorschlag an, die Karl-Marx-Allee in Berlin-Mitte nach dem Pontifex zu benennen.
 
"Wenn die CDU in Mitte die Karl-Marx-Allee nach Papst Johannes Paul II. benennen will, so will sie nicht den verstorbenen Papst ehren, sondern ein kleines mieses ideologisches Süppchen kochen. Wer jemand ehren will, soll nicht einen anderen verdrängen", sagte Gysi dem "Berliner Kurier".
 
Zuvor hatte Gysi selbst in der Zeitung angeregt, nach dem Papst eine Straße zu benennen. Zur Begründung sagte er, der Papst sei "eine moralisch-integre Persönlichkeit" gewesen. "Er hat Ungerechtigkeiten scharf kritisiert, egal, ob sie staatssozialistisch oder kapitalistischer Prägung waren."
 
Es solle aber nicht der Eindruck entstehen, er sei für die Umbenennung der Karl-Marx-Allee in "Papst-Allee". Er habe an eine andere Straße gedacht. Der CDU-Kreisvorsitzende Stephan Tromp wies die Kritik Gysis zurück. Sein Vorschlag, die Karl-Marx-Allee umzubenennen, sei eine Option, sagte Tromp. "Sie bietet sich jedoch an, weil es früher die Paradestraße war, auf der sich die SED selbst inszeniert hat", sagte Tromp. Er habe die Straßenbenennung angeregt, weil auch Berlin dem Papst viel zu verdanken habe. Der Papst habe wesentlich zum Zusammenbruch des Kommunismus beigetragen, an dessen Ende der Fall der Berliner Mauer stand.
 
Auch im Westteil der Hauptstadt gibt es eine nach Karl Marx benannte Straße, die Karl-Marx-Straße in Neukölln.
 

Freitag, 8. April 2005

Pontifikat von Johannes Paul II.
Wichtige Stationen


16. Oktober 1978: Wahl Karol Wojtylas zum ersten nicht-italienischen Papst seit 1522
 
25. Januar 1979: Erste von 104 Auslandsreisen: Dominikanische Republik, Mexiko und Bahamas
 
4. März 1979: Veröffentlichung der ersten von 14 Enzykliken ( "Redemptor hominis")
 
15. November 1980: Erster Deutschlandbesuch, 1987 zweite und 1996 dritte Deutschlandreise
 
13. Mai 1981: Der türkische Rechtsextremist Ali Agca verletzt in Rom den Papst mit mehreren Schüssen schwer
 
15. September 1982: Vatikan empfängt PLO-Führer Jassir Arafat
 
13. April 1986: Als erster Papst besucht Johannes Paul ein jüdisches Gotteshaus - die Synagoge in Rom
 
27. Oktober 1986: Der Papst lädt zum gemeinsamen Friedensgebet der Weltreligionen nach Assisi ein
 
1. Dezember 1989: Als einziger KPdSU-Generalsekretär wird Michail Gorbatschow vom Papst empfangen
 
15. Juli 1992: Schwere Darmoperation, Gerüchte über Krebs
 
17. Mai 1993: Erstmals seit 1566 ein neuer "Weltkatechismus"
 
30. Dezember 1993: Unterzeichnung des Grundlagenvertrages Israel/Vatikan in Jerusalem zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen
 
29. April 1994: Nach einem Sturz im Badezimmer erhält der Papst ein künstliches Hüftgelenk
 
30. Mai 1994: "Endgültige" Ablehnung des Frauenpriestertums in einem Apostolischen Schreiben
 
9. Dezember 1994: Das US-Magazin "Time" kürt den Papst zum "Mann des Jahres"
 
15. Januar 1995: In Manila vier Millionen Menschen bei Papstmesse - größter Gottesdienst der Geschichte
 
25. Dezember 1995: Schwächeanfall beim Weihnachtssegen Urbi et Orbi
 
21. Januar 1998: Triumphale Reise nach Kuba
 
16. März 1998: In dem Dokument "Nachdenken über die Shoa" erkennt der Vatikan Mitschuld der Christen, nicht jedoch der Kirche am Holocaust an
 
25. Dezember 1999: Öffnung der Heiligen Pforte im Petersdom, Beginn des großen Jubiläumsjahres 2000
 
12. März 2000: "Mea Culpa" für die Verfehlungen der Kirche wie Glaubenskriege, Judenverfolgungen und Inquisition
 
20. März 2000: Pilgerreise nach Israel, Jordanien und die Palästinensergebiete. An der Klagemauer in Jerusalem bittet der Papst um Vergebung für Judenverfolgungen von Christen, hält Messen in Bethlehem und Nazareth
 
6. Mai 2001: Als erster Papst der Geschichte besucht Johannes Paul II. ein islamisches Gotteshaus - die Omajjaden-Moschee in Damaskus
 
16. Oktober 2003: Schwerkranker Papst feiert 25-jähriges Amtsjubiläum
 
14. August 2004: Letzte Auslandsreise in den französischen Marien-Wallfahrtsort Lourdes
 
1. Februar 2005: Der Papst kommt mit Grippe und Atemnot in Gemelli-Klinik in Rom. Nach 10 Tagen kehrt er in den Vatikan zurück.
 
24. Februar 2005: Der Papst muss erneut ins Krankenhaus, erhält wegen Atemnot einen Luftröhrenschnitt und verlässt am 13. März das Krankenhaus.
 
27. März 2005: Trotz größter Anstrengungen gelingt es dem Papst am Ostersonntag nicht, den traditionellen Segen Urbi et Orbi zu sprechen.
 
2. April 2005: Papst Johannes Paul II. stirbt um 21.37 Uhr im Vatikan.
 
7. April 2005: Das Testament Johannes Pauls II. wird veröffentlicht. Darin ordnet der Pontifex an, dass seine gesamten persönlichen Notizen verbrannt werden. Er hinterlässt keinerlei Eigentum.
 
8. April 2005: Zur Trauerfeier für Johannes Paul II. versammeln sich 300 000 Menschen auf dem Petersplatz in Rom, darunter 200 Staatsgäste. Der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger leitet die knapp dreistündige Messe. Anschließend wird der Sarg in der Krypta des Petersdoms beigesetzt.
 

Donnerstag, 7. April 2005

"Totus tuus"
Auszüge aus dem Testament


"Im Namen der Heiligsten Dreieinigkeit. Amen. Seid wachsam, denn Ihr wisst nicht, wann der Herr Euch ruft - diese Worte erinnern mich an die letzte Herausforderung, die dann kommt, wenn der Herr es will. Ich will mich ihm unterordnen und wünsche mir, dass alles in meinem irdischen Leben mich auf diesen Augenblick vorbereitet hat. Ich weiß nicht, wann er kommt, doch wie alles gebe ich auch diesen Augenblick in die Hände der Mutter meines Meisters: totus tuus. In diese mütterlichen Hände gebe ich alle und alles, mit denen mich mein Leben und meine Berufung verbanden. In diese Hände gebe ich die ganze Kirche und auch mein Volk und die ganze Menschheit. Ich danke allen und bitte alle um Vergebung. (...)
 
Ich hinterlasse keinerlei Eigentum, über das verfügt werden müsste (...). Verbrennt die persönlichen Notizen. (...) Was das Begräbnis betrifft, wiederhole ich die gleichen Dispositionen, die der Heilige Vater Paul VI. ausgab: ein Grab in der Erde, kein Sarkophag. Über den Ort mögen das Kardinalskollegium und die Landsleute entscheiden. Nach meinem Tod bitte ich um Heilige Messen und Gebete.
 
(...) Es war das Urteil der Vorsehung, in diesem schwierigen Jahrhundert zu leben, (...) und jetzt, wo mein Lebensalter auf die 80 zugeht, muss man fragen, ob es nicht Zeit ist, den biblischen Simeon zu wiederholen: nunc dimittis. Am 13. Mai 1981, dem Tag des Attentats auf den Papst (...) hat die göttliche Vorsehung mich auf wundersame Weise vor dem Tod gerettet. Der einzige Herr über Leben und Tod selbst hat mein Leben verlängert, hat es mir von Neuem geschenkt. Ich hoffe, dass Er mir helfen wird, zu erkennen, bis wann ich meinen Dienst fortsetzen muss, zu dem Er mich am 16. Oktober 1978 berufen hat. Ich bitte Ihn, mich dann abzuberufen, wenn Er es will.
 
(...) Seit dem Jahr 1989 unterliegt die Situation (der Welt) einem Wandel. Das letzte Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts war frei von den früheren Spannungen, was nicht bedeutet, dass es nicht neue Probleme und Schwierigkeiten mit sich brachte. Gelobt sei die göttliche Vorsehung dafür, dass die Zeit des so genannten "Kalten Krieges" ohne gewalttätigen nuklearen Konflikt zu Ende gegangen ist.
 
(...) Wie viele Personen sollen hier erwähnt werden? (...) Wie nicht in dankbarer Erinnerung alle Bischöfe auf der Welt nennen, die ich im Rhythmus meiner Besuche traf? Wie nicht an die nicht-katholischen christlichen Brüder erinnern? Und den Rabbiner von Rom? Und so viele andere Vertreter der nicht-christlichen Religionen? Und wie viele Vertreter der Welt der Kultur, der Wissenschaft, der Politik, der Massenmedien?
 
In dem Maß, wie sich der Schlussstrich meines irdischen Lebens nähert, kehre ich in der Erinnerung an den Anfang zurück, zu meinen Eltern, meinem Bruder und der Schwester (die ich nicht kannte, weil sie vor meiner Geburt starb), an die Pfarrei in Wadowice, wo ich getauft wurde, an die Gleichaltrigen, die Freundinnen und Freunde aus der Grundschule, aus dem Gymnasium, der Universität in der Zeit der Besatzung. (...) Allen möchte ich sagen: Vergelt's Gott. In Deine Hände, Vater, befehle ich meinen Geist."
 

(dpa-Übersetzung)
 

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